Peter Lutz – ein Nachruf

Mit Peter hat die Sternwarte eines ihrer langjährigsten und aktivsten Mitglieder verloren. Er war 1973 eingetreten und ist am 17.08.2020 überraschend im Alter von 73 Jahren verstorben.

So ein Nachruf sollte nicht nur das Wirken würdigen, sondern auch die Person. Also orientiert sich der Nachruf an einer seiner wichtigsten Eigenschaften: Peters trockenem Humor.

Im Jahr 1973 befand sich die Sternwarte noch im Entstehen. Es musste noch sehr viel am Gebäude und seinen Räumen gearbeitet werden, um sie überhaupt zweckgerecht nutzen zu können. Peter war dabei unersetzlich: Ruhig, anpackend, humorvoll, verlässlich.  

Als Beispiel: Da die Sternwarte viele Flachdächer hat, befand sich das Regenwasser mitunter nicht nur auf dem Dach, sondern auch in den Räumen darunter. Peter und Uli folgten dem Leitsatz: „Geht nicht – gibt’s nicht“ und haben auf das Flachdach vor dem „Schwimmbad“  (unsere zweite Beobachtungsplattform) ein Schrägdach montiert. Und das obwohl der Grundriss recht „zackig“ ist und mancher das nicht für möglich hielt. Und schon landete der Regen dort wo er hingehörte.

Als es 2001 an die erste gründliche Renovierung der Sternwarte ging, stand Peter – noch während ich den großen Plan verkündete – von seinem Stuhl auf. Er riss im Vortragssaal die alten Poster von den Wänden, die die gröbsten Flecken, Risse oder sonstwas verdeckten. Wobei die Poster teilweise auch nicht besser aussahen als die Wand dahinter. Das war Peter: Immer gleich dabei, wenn helfende Hände nötig waren.

Viele von uns durften sich auf den Weihnachtsfeiern oder bei anderen Gelegenheiten über Peters Künste als Weinbauer erfreuen. Aus den Trauben seines und Brigittes  Garten produzierte er Jahr für Jahr einen Rotwein.
Ihm war es immer wichtig, nicht nur den Hammer oder das Okular in der Hand zu halten, sondern auch das Miteinander zu leben. Das Vereinsleben hochzuhalten. Und auch da wurde viel gelacht. Oft saß man da und fragte sich „Was hat er gerade gesagt?“ Dann ratterte der Kopf und man musste loslachen.

Peter war übrigens auch innovativ: Uli erzählte mir, dass er als erster mit einem tragbaren Computer („Schlepptop“) auf die Sternwarte kam. Das war ein Riesen-Gerät – nun ja, es passte zu Peters Größe.

Ein Zweck der Sternwarte ist es astronomisches Wissen zu verbreiten. Dazu dienten auch viele, viele Jahre lang die „Mitteilungen der Volkssternwarte Darmstadt“, die Peter verschickte: Hefte eintüten, Adressaufkleber draufkleben und dann die Kuverts nach Postleitzahl sortieren. Das brauchte Geduld, Ausdauer und Spucke.
Und: Wir haben in den letzten Jahrzehnten tausende von Vortragsflyern gefaltet. Z-Faltung! Lucky Luke mag schneller schießen als sein Schatten, aber die Geschwindigkeit mit der Peter Vortragsflyer faltete war schwindelerregend.


Peter 2019 bei der Beobachtungstour in der Rhön, aufgenommen von Christian Roßberg

Peter war natürlich auch Beobachter! Früher gab es astronomische Exkursionen zum Sudelfeld, später in den Schwarzwald und in den letzten Jahren in den Sternenpark in der Rhön. Peter war eifrig dabei!

Auch an echter Wissenschaft war er beteiligt. Nun ja – fast: Ich erinnere mich gerne an unsere Beobachtungen der streifenden Sternbedeckungen durch den Mond. Wir haben lange über den Messtischkarten gebrütet, um auszurechen an welchem Ort genau wir unsere Teleskope aufstellen müssen. Es ging darum zu beobachten, wie ein Stern von den Bergen am Mondrand verdeckt wird. Die Daten hätten die NASA interessiert – uns auch. Allerdings: Wir hatten nie Erfolg – das Wetter war regelmäßig schlecht. Dennoch waren die Planung und vor allem die Expeditionen immer ein Vergnügen. Die Fehlschläge haben wir meistens mit allen Teilnehmern in der nächsten Kneipe oder dem nächsten Restaurant begossen.

Lieber Peter, wir werden dich vermissen! Und wo immer du jetzt auch bist – wir hoffen du schaust auf einen klaren Himmel und hast ein ordentliches Fernrohr!