Erdbebenstation des HLUG in der Volkssternwarte
Die Erdbebenaktivität in Hessen wird mit den acht seismischen Stationen des Hessischen Erdbebendienstes (HED) am Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie (HLUG) überwacht. Seit 2003 ist die Erdbebenstation Darmstadt in der Volkssternwarte Darmstadt integriert.
Die Station besteht aus einem etwa topfgroßen Seismometer, der ausserhalb der Sternwarte im Erdboden eingelassen ist.
Die analogen Schwinggeschwindigkeitsdaten dieses sog. “3-Komponenten-Seismometers Typ Mark L4” werden in einem 24-Bit-Wandler digitalisiert und über eine Datenleitung zu einem PC mit Linux-Betriebssystem übertragen. Die PC-Uhr wird über einen Funkempfänger durch DCF-Zeitsignal gesteuert. Auf dem PC werden die Daten in einem sogenannten “Ringspeicher” gespeichert, der Daten für einen Zeitraum von mehr als zwei Monaten vorhalten kann.
Bei Ausschöpfung des Speicherplatzes werden die jeweils ältesten Daten mit den aktuellen überschrieben. Alle Komponenten der Station sind an eine unterbrechungsfreie Stromversorgung angeschlossen. Der PC wird über eine DSL-Leitung vom Zentralrechner im HLUG in Wiesbaden aus angewählt. Dies erlaubt eine laufende Kontrolle der Funktionsfähigkeit der Station, eine Steuerung der Aufzeichnungsparameter und den Datenabruf.
Erdbebengefahr in Südhessen
Das HLUG wurde im Jahr 2000 vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten beauftragt, für Hessen – in Zusammenarbeit mit dem Institut für Meteorologie und Geophysik (IMG) der Universitat Frankfurt – ein Messnetz zur Erdbebenbeobachtung aufzubauen. Wie in benachbarten Bundesländern mit ähnlichem Erdbebenrisiko sollten hiermit sämtliche beobachtbaren Erdbeben, etwa ab Magnitude 1, erfasst werden. Das erforderte eine Verdichtung des grobmaschigen deutschen Regional-Erdbebennetzes, das von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) betrieben wird.
Die historische, nur aus gefühlten Beobachtungen bekannte Seismizität kann somit besser beurteilt werden und als Endergebnis wird eine möglichst präzise Beschreibung des Erdbebenrisikos für sensible Bauwerke, vor allem im seismisch besonders aktiven südhessischen Gebiet von Taunus und Oberrheingraben, angestrebt. Nach augenblicklichem Kenntnisstand können sich im nördlichen Oberrheingraben immerhin Beben mit einer Magnitude von ca. 5 ereignen.
Die seismische Aktivität im Oberrheingraben ist nicht auf die Grabenrandstörungen beschränkt, sondern füllt den gesamten Graben aus. Herausragend war in dieser Region der Erdbebenschwarm von Groß-Gerau von 1869 bis 1871, als etwa 2000, meist schwache, Erdstösse beobachtet wurden. Im Taunus, mit einer Betonung auf dem Südrand und entlang des Mittelrheintals, wird eine weitere Erdbebenhäufung festgestellt.
Geologisch gesehen ist die Erdbebenaktivität eine Folge des Wechselspiels zwischen dem aus der Kollision von afrikanischer und europäischer Platte resultierenden Spannungsfeld und alten Bruchstrukturen.
Das Stationsnetz des HLUG ermöglicht die exakte Lokalisierung eines Bebens, auch das schwächste wird erfasst. Ziel des Netzwerkes ist die Präzisierung des Erdbebenrisikos für Hessen, auch wenn mit starken Beben in unserem Raum nicht zu rechnen ist. Empfindliche Bauwerke können so für mögliche Erschütterungen ausgelegt werden und ausserdem werden Erkenntnisse über die geologische Entwicklung der Region gewonnen.
Der Erdbebendienst des HLUG registriert nicht nur Erdbeben in Hessen. Die empfindlichen Geräte empfangen auch Schwingungen von Beben auf der gesamten Erde. Beispielsweise registrierte die Station Darmstadt das verheerende Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan am 12. Mai 2008 (siehe Abbildung).
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie
Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie – Erdbeben