Originalveröffentlichung am 29.04.2024 zu finden unter: https://webbtelescope.org/news/news-releases
Zusammenfassung: Webb’s neue Ansicht konzentriert sich auf den beleuchteten Rand der charakteristischen Struktur des Nebels
Der Pferdekopfnebel paradiert auf neuen Infrarotaufnahmen von NASA’s James-Webb-Weltraumteleskop über die kosmische Bühne. Extreme Nahaufnahmen der „Mähne“ des Pferdes von Webb’s Nahinfrarotkamera (NIRCam) und Mittelinfrarotinstrument (MIRI) zeigen eine dynamische Region, die von einem überwiegend neutralen, warmen Bereich aus Gas und Staub innerhalb des Nebels (blau dargestellt) in das umgebende heiße, ionisierte Gas (rot) übergeht. Die Beobachtungen von Webb werden es den Astronomen ermöglichen, zu untersuchen, wie der Staub im Nebel Licht blockiert und aussendet, und die Form des Nebels besser zu verstehen.
NASA’s James-Webb-Weltraumteleskop hat die bisher schärfsten Infrarotbilder eines vergrößerten Ausschnitts eines der markantesten Objekte an unserem Himmel, des Pferdekopfnebels, aufgenommen. Diese Beobachtungen zeigen den oberen Teil der „Pferdemähne“ oder den Rand dieses ikonischen Nebels in einem völlig neuen Licht und fangen die Komplexität der Region mit einer noch nie dagewesenen räumlichen Auflösung ein.
Webb’s neue Bilder zeigen einen Teil des Himmels im Sternbild Orion (der Jäger), an der Westseite einer dichten Region, die als Molekülwolke Orion B bekannt ist. Aus turbulenten Wellen von Staub und Gas steigt der Pferdekopfnebel, auch bekannt als Barnard 33, empor, der sich in ungefähr 1.300 Lichtjahren Entfernung befindet.
Der Nebel ist aus einer kollabierenden interstellaren Wolke entstanden und leuchtet, da er von einem nahen heißen Stern angestrahlt wird. Die Gaswolken, die den Pferdekopf umgeben, haben sich bereits aufgelöst, aber die hervorspringende Säule besteht aus dicken Materialklumpen und ist daher schwerer zu erodieren. Die Astronomen schätzen, daß der Pferdekopf noch etwa fünf Millionen Jahre vor sich hat, bevor auch er sich auflöst. Die neue Ansicht von Webb konzentriert sich auf den beleuchteten Rand des oberen Teils der charakteristischen Staub- und Gasstruktur des Nebels.
Der Pferdekopfnebel ist eine bekannte Photodissoziationsregion (PDR). In einer solchen Region erzeugt das ultraviolette (UV) Licht von jungen, massereichen Sternen ein überwiegend neutrales, warmes Gas- und Staubgebiet zwischen dem vollständig ionisierten Gas, das die massereichen Sterne umgibt, und den Wolken, in denen sie geboren werden. Diese UV-Strahlung hat einen starken Einfluß auf die Chemie in diesen Regionen und stellt eine bedeutende Wärmequelle dar.
Diese Regionen treten dort auf, wo das interstellare Gas dicht genug ist, um weitgehend neutral zu bleiben, aber nicht dicht genug, um das Eindringen des UV-Lichts von massereichen Sternen zu verhindern. Das von solchen PDRs aus-gestrahlte Licht bietet ein einzigartiges Instrument zur Untersuchung der physikalischen und chemischen Prozesse, die die Entwicklung der interstellaren Materie in unserer Galaxis und im gesamten Universum von der frühen Ära der intensiven Sternentstehung bis heute antreiben.
Wegen seiner Nähe und seiner fast randständigen Geometrie ist der Pferdekopfnebel ein ideales Ziel für Astronomen, um die physikalischen Strukturen von PDRs und die molekulare Entwicklung von Gas und Staub in ihrer jeweiligen Umgebung sowie die Übergangsregionen zwischen ihnen zu untersuchen. Er gilt als eine der besten Regionen am Himmel, um zu untersuchen, wie Strahlung mit interstellarer Materie wechselwirkt.
Dank der Webb-Instrumente MIRI und NIRCam hat ein internationales Team von Astronomen erstmals die kleinräumigen Strukturen des beleuchteten Randes des Pferdekopfes aufgedeckt. Wenn UV-Licht die Staubwolke verdampft, werden Staubpartikel mit dem erhitzten Gas aus der Wolke herausgefegt. Webb hat ein Netzwerk von dünnen Strukturen entdeckt, die diese Bewegung nachzeichnen. Die Beobachtungen haben es den Astronomen auch ermöglicht, zu untersuchen, wie der Staub Licht blockiert und aussendet, und die mehrdimensionale Form des Nebels besser zu verstehen.
Als Nächstes wollen die Astronomen die gewonnenen spektroskopischen Daten untersuchen, um Erkenntnisse über die Entwicklung der physikalischen und chemischen Eigenschaften des im Nebel beobachteten Materials zu gewinnen.
Diese Beobachtungen erfolgten im Rahmen des Webb-GTO-Programms 1192 und die Ergebnisse wurden heute in Astronomy & Astrophysics veröffentlicht.
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist das weltweit führende Observatorium für Weltraumforschung. Webb wird Rätsel in unserem Sonnensystem lösen, einen Blick auf ferne Welten um andere Sterne werfen und die geheimnisvollen Strukturen und Ursprünge unseres Universums und unseren Platz darin erforschen. Webb ist ein internationales Programm unter der Leitung der NASA und ihrer Partner ESA (Europäische Weltraumorganisation) und CSA (Kanadische Weltraumorganisa-tion).
Pferdekopfnebel (NIRCam Ansicht)
- Fast Facts
- Objekt
- Objektname(n): Pferdekopfnebel, Barnard 33
- Objektbeschreibung: Sternentstehungsgebiet
- Rektaszension: 05:40:52.62
- Deklination: -02:28:47.49
- Sternbild: Orion
- Entfernung: 1.300 Lichtjahre
- Abmessung: Das Bild hat einen Durchmesser von etwa 2,1 Bogenminuten
- Daten
- Instrument: NIRCam
- Filter: F140M, F250M, F300M, F323N, F335M, F430M, F405N, F470N
- Bild
- Farbinformation: Diese Bilder sind ein Komposit aus Einzelbelichtungen, die mit dem NIRCam-Instrument am James-Webb-Weltraumteleskop aufgenommen wurden. Es wurden mehrere Filter verwendet, um verschiedene Wellenlängen-bereiche zu erfassen. Die Farbe ergibt sich aus der Zuweisung verschiedener Farbtöne (Farben) zu jedem mono-chromatischen (Graustufen-)Bild, das einem einzelnen Filter zugeordnet ist. In diesem Fall sind die zugewiesenen Farben:
- Blau: F140M, F250M Cyan: F300M, F323N Grün: F335M Orange: F430M Rot: F405N, F407N
Über das Bild: Dieses Bild des Pferdekopfnebels vom James-Webb-Weltraumteleskop der NASA konzentriert sich auf einen Teil der „Pferdemähne“, der etwa 0,8 Lichtjahre breit ist. Es wurde mit Webb’s NIRCam (Nahinfrarotkamera) aufgenommen. Die ätherischen Wolken, die am unteren Rand des Bildes blau erscheinen, sind mit einer Vielzahl von Materialien gefüllt, darunter Wasserstoff, Methan und Wassereis. Rot gefärbte Strähnen, die sich über den Hauptnebel erstrecken, stellen sowohl atomaren als auch molekularen Wasserstoff dar. In diesem Bereich, der als Photodissoziations-region bekannt ist, erzeugt das ultraviolette Licht von jungen, massereichen Sternen in der Nähe einen überwiegend neutralen, warmen Bereich aus Gas und Staub zwischen dem vollständig ionisierten Gas ober- und unterhalb des Nebels. Wie bei vielen Webb-Bildern sind im Hintergrund entfernte Galaxien zu sehen.
Dieses Bild setzt sich aus Licht der Wellenlängen 1,4 und 2,5 Mikrometer (blau), 3,0 und 3,23 Mikrometer (cyan), 3,35 Mikrometer (grün), 4,3 Mikrometer (gelb) sowie 4,7 und 4,05 Mikrometer (rot) zusammen.
Pferdekopfnebel (MIRI Ansicht)
- Fast Facts
- Objekt
- Objektname(n): Pferdekopfnebel, Barnard 33
- Objektbeschreibung: Sternentstehungsgebiet
- Rektaszension: 05:40:52.62
- Deklination: -02:28:47.49
- Sternbild: Orion
- Entfernung: 1.300 Lichtjahre
- Abmessung: Das Bild hat einen Durchmesser von etwa 1,3 Bogenminuten
- Daten
- Instrument: MIRI
- Filter: F560W, F770W, F1000W, F1100W, F1200W, F1500W, F1800W, F2100W, F2500W
- Bild
- Farbinformation: Diese Bilder sind ein Komposit aus Einzelbelichtungen, die mit dem MIRI-Instrument am James-Webb-Weltraumteleskop aufgenommen wurden. Es wurden mehrere Filter verwendet, um verschiedene Wellenlängen-bereiche zu erfassen. Die Farbe ergibt sich aus der Zuweisung verschiedener Farbtöne (Farben) zu jedem mono-chromatischen (Graustufen-) Bild, das einem einzelnen Filter zugeordnet ist. In diesem Fall sind die zugewiesenen Farben:
- Blau: F560W, F770W, F1000W Grün: F1100W, F1200W, F1500W Rot: F1800W, F2100W, F2500W
Über das Bild: Dieses Bild des Pferdekopfnebels vom James-Webb-Weltraumteleskop der NASA zeigt einen Teil der „Mähne“ des Pferdes. Es wurde mit Webb’s MIRI (Mid-Infrared Instrument) aufgenommen. Das Licht des mittleren Infrarots fängt das Glühen von Substanzen wie staubigen Silikaten und rußähnlichen Molekülen, sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, ein.
In diesem Bild steht Blau für Licht mit einer Wellenlänge von 5.6, 7.7 und 10 Mikrometern, Grün für 11, 12 und 15 Mikro-meter sowie Rot für 18, 21 und 25 Mikrometer.
Pferdekopfnebel (Euclid, Hubble und Webb Ansichten)

Alain Abergel (AIM Paris-Saclay), Mahdi Zamani The Euclid Consortium,
Hubble Heritage Project (STScI, AURA)
- Fast Facts
- Objekt
- Objektname(n): Pferdekopfnebel, Barnard 33
- Objektbeschreibung: Sternentstehungsgebiet
- Rektaszension: 05:40:52.62
- Deklination: -02:28:47.49
- Sternbild: Orion
- Entfernung: 1.300 Lichtjahre
Über das Bild: Dieses Bild zeigt drei Ansichten eines der markantesten Objekte an unserem Himmel, des Pferdekopf-nebels. Das erste Bild (links), das im November 2023 veröffentlicht wurde, zeigt den Pferdekopfnebel im sichtbaren Licht von ESA’s Euclid-Teleskop, das Beiträge der NASA enthält. Das zweite Bild (Mitte) zeigt eine Ansicht des Pferdekopfnebels im nahen Infrarotlicht des Hubble-Weltraumteleskops der NASA, das als Bild zum 23. Geburtstag des Teleskops 2013 gezeigt wurde. Dieses Bild zeigt eine wunderschöne, filigrane Struktur, die normalerweise von Staub verdeckt wird. Das dritte Bild (rechts) zeigt eine neue Ansicht des Pferdekopfnebels vom NIRCam-Instrument (Nahinfrarotkamera) des James-Webb-Weltraumteleskop der NASA.