Methylisocyanat (CH3NCO)

(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)

Drei Arbeiten, veröffentlicht 2015 und 2016, legten die Entdeckung von Methylisocyanat (CH3NCO) in einem Kometen und in verschiedenen interstellaren Quellen dar. Zuerst berichteten Goesmann et al. von der Entdeckung des Methylisocyanats und fünfzehn weiteren organischen Molekülen an der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko mit dem Massenspektrometer von Rosetta’s Sonde Philae, kurz nachdem diese die Oberfläche erreichte. (Leider fand eine spätere, höher aufgelöste Untersuchung des Kometen 67P durch Altwegg et al. keine Hinweise auf Methylisocyanat.) Später im Jahr 2015 identifizierten Halfen, Ilyushin und Ziurys das Molekül in Sgr B2(N) (dem Nordkomplex) via fünf aufeinanderfolgende Rotationsübergänge in jedem seiner Rotationskonformere. Schließlich berichteten Cernicharo et al. über das Auffinden von nahezu 400 Linien des Methylisocyanats in der Kleinmann-Low-Region im großen Nebel des Orion. Die interstellaren Messungen beruhten auf Beobachtungen mit dem 12-Meter-Teleskp des ARO (Arizona Radio Observatory), dem 30-Meter-Teleskop des IRAM (Institut de Radioastronomie Millimétrique) und ALMA (Atacama Large Millimeter/submillimeter Array). Die von Cernicharo et al. gefundene große Zahl an Linien wurde durch eine neue spektroskopische Untersuchung des Methylisocyanats ermöglicht. Kolesniková et al. berichteten über eine umfassende Studie des Rotationsspektrums von Methylisocyanid und zwei seiner Isotopomere. Methylcyanid wurde auch bei dem sonnenähnlichen Protostern IRAS 16293-2422 von Martín-Doménech et al. und Ligterink et al. nachgewiesen.

Methylisocyanat und Isocyansäure (HNCO) sind verwandte Verbindungen, die in interstellaren Quellen beobachtet wurden. Während Cyansäure (HOCN) entdeckt wurde, war eine Suche nach Methylcyanat (CH3OCN) erfolglos.

Obwohl Methylisocyanat eine stabile Verbindung ist, ist es sehr giftig. Der schwerste industrielle Unfall in der Geschichte ereignete sich 1984, als eine halbe Million Menschen in Bhopal dem Methylisocyanat ausgesetzt waren, freigesetzt von einem Werk der Union Carbide India Limited.