Cyansäure (HOCN)

(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)

Auf der Grundlage neuer experimenteller Daten berichteten Brünken et al. 2009 über die mögliche Entdeckung von Cyan-säure, HOCN, in bestehenden Datensätzen, die bei der Beobachtung der im galaktischen Zentrum gelegenen Quelle Sgr B2 aufgezeichnet wurden. Die vier in Sgr B2 beobachteten Linien, die mit den experimentellen Daten übereinstimmen, wurden in den 1980-er Jahren von Cummins et al. sowie Turner in zwei veröffentlichten Arbeiten und 2008 von Remijan et al. in einer unveröffentlichten Durchmusterung bekannt gegeben. 2010 publizierten Brünken et al. eine nachfolgende Untersuchung, die bestätigte, daß die vier Linien in anderen Bereichen der ausgedehnten Region Sgr B2 auftreten.

HOCN ist viel instabiler als Isocyansäure (HNCO), die seit über vier Jahrzehnten ein bekanntes Astromolekül ist. Ein drittes Isomer, Fulminsäure (HCNO), ist ebenfalls beobachtet worden; Isofulminsäure (HONC), das vierte Isomer, ist nur aus dem Laboratorium und noch nicht aus dem Weltraum bekannt.

Berechnungen haben gezeigt, daß sowohl HNCO als auch HOCN zum Cyanat-Anion führen können, wenn sie im inter-stellaren Raum ein Proton auf Ammoniak übertragen.