VLASS, eine Durchmusterung des Radiohimmels

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

(Originalartikel unter www.cfa.harvard.edu)

Die Radioquelle 3C402. Der graustufige Hintergrund ist ein optisches Bild des Areals, während die Konturlinien Ergebnisse aus früheren Radioaufnahmen zeigen. Die Einschübe präsentieren neue Radiobilder vom VLSS, die zeigen, daß die bisherige Radioquelle in Wirklichkeit aus zwei getrennten Galaxien besteht.
VLASS; Lacy et al. 2020

Technologische Fortschritte in den vergangenen Jahren haben die Empfindlichkeit von Radio-Interferometern wie dem Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) für die Radiostrahlung von astronomischen Quellen in deren Kontinuum (nicht nur bei ihren Linien) um mehrere Faktoren gesteigert und ihnen ermöglicht, lichtschwächere als auch entferntere Objekte zu sehen. Radio-Interferometer erzielen hochaufgelöste räumliche Details von astronomischen Quellen und das neue VLA kann über seine Empfindlichkeit und hohe Auflösung hinaus Informationen über die Polarisation der Strahlung – ermöglicht zuverlässigere großräumige Mosaikbilder – liefern und durch wiederholte Beobachtungen zeitliche Änderungen überwachen. Nicht zuletzt rechtfertigt eine Reihe von neueren empfindlichen Himmelsdurchmusterungen bei optischen und infraroten Wellenlängen die Ergänzung durch eine entsprechende Radiodurchmusterung. Wenn man diese Durchmusterungen des gesamten Himmels bei all den Wellenlängen zusammenfaßt, erlaubt dies Astronomen, stellare und galaktische Populationen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß an Einzelheiten zu beschreiben.

Die am CfA tätigen Astronomen Edo Berger, Atish Kamble und Peter Williams sind Mitglieder des VLASS-Teams (The Very Large Array Sky Survey), einer großen Arbeitsgruppe, die an einer einzigartigen Durchmusterung des gesamten Himmels im Radiobereich arbeitet; ihnen stehen dabei all die vorgenannten Fähigkeiten eines Radio-Interferometers zur Verfügung und sind in der Lage, den gesamten Himmel abzutasten, den man vom Ort des VLA in New Mexico beobachten kann. VLASS hat vier Themenkomplexe: Auffinden von ansonsten verborgener Explosionen und/oder kurzlebiger Ereignisse, Untersuchung astrophysikalischer Magnetfelder, Abbilden von nahen und fernen Galaxien sowie mittels Radiowellen die von Staub verursachten Verdunklungseffekte zu durchdringen, um die Milchstraße zu untersuchen. Jedes Thema birgt zahlreiche Unterthemen. Beispielsweise wird „Verborgene Explosionen“ den Todeskampf von massereichen Sternen, darunter Supernovae, ihre Rolle in den kosmologischen Untersuchungen und Gammastrahlenausbrüche erforschen; Indizien für Verschmelzungen zwischen Schwarzen Löchern und Neutronensternen werden Folgen für Entdeckungen von Gravitationswellen haben.

VLASS-Beobachtungen, gestartet im September 2017, sollen 2024 abgeschlossen sein. In einer neuen Arbeit betrachtet das Team nochmals die Ziele von VLASS sowie die ersten Ergebnisse aus früheren Beobachtungen, die zeigen, wie die Daten das Vermögen des Projekts mit Erfolg belegen, all seine gesteckten Ziele zu erreichen. Zu VLASS gehört eine umfassende Ausbildung und Betreuung von Anwendern, wobei im ersten Jahr zwei Workshops über Datenvisualisierung abgehalten wurden, um Nutzer einzuweisen, sowohl ästhetische als auch wissenschaftlich genaue Bilder zu erstellen. Die ersten vorläufigen Daten und Arbeitsmaterialien sind Wissenschaftlern und der Öffentlichkeit jetzt zugänglich.

Literatur:

„The Karl G. Jansky Very Large Array Sky Survey (VLASS). Science Case and Survey Design“

M. Lacy et al.

Publications of the Astronomical Society of the Pacific, 132, 1, 2020

oder

arXiv: 1907.01981v3 [astro-ph.IM] 30 Dec 2019