Spechtelnd in den 1. Mai 2019 auf der Mossauer Höhe

Aufbau der Teleskope (16″ Dobson, 10″ Dobson, 5″ Apochromat)

Vorbereitung

Als die Wetterprognosen für die Nacht zum 1. Mai 2019 einen sternklaren Himmel vorhersagen, war schnell klar, dass diese voraussichtlich letzte mondfreie Beobachtungsnacht vor der Sommerpause genutzt werden muss. Der ursprünglich Plan sah vor, am 30.04. direkt nach der Arbeit zum Beobachten in die Rhön zu fahren und im Wohnmobil/Auto zu übernachten. Leider wurde die Vorhersage für Nord-Hessen im Tagesverlauf immer schlechter, so dass das Ziel der Nacht die ca. 40 Autominuten südlich von Darmstadt liegende Mossauer Höhe wurde.

Walpurgisnacht! Gegen 21:00 Uhr beginnen Christoph, Christian H.L. und Christian R. in der Dämmerung den Abend erst einmal mit einem Picknick in Christophs Wohnmobil. Da der Himmel noch stark bewölkt war, wird die Zeit zum Fachsimpeln genutzt. Als die Mossauer „Hexenjugend“ ebenfalls auf dem Wanderparkplatz eintrifft, befürchteten wir schon, dass an unserem Beobachtungsort eine Mai-Feier stattfindet. Vermutlich wegen des starken Windes und den mittlerweile kühlen Temperaturen zogen die Jugendlichen weiter.

Aufbau und Sichtbedingungen

180° Panorama der Mossauer Höhe von Süd (Windräder/Teleskop) über Westen (Beginn der Baumgruppe) nach Norden. Mosaik aus 12 Aufnahmen (Canon EOS 6D, ISO 1600, 6 Sekunden). Lichtverschmutzung durch den Dunst deutlich sichtbar.

Gegen 22:00 Uhr haben sich die Wolken im Laufe der Abenddämmerung aufgelöst und wir beginnen unsere Teleskope aufzubauen: Christian H.L. einen 10“ Martini Dobson, Christoph einen 16“ (f4.5) Dobson und Christian R. einen 5“ Apochromat (130/910, f7) auf einer EQ6-R Pro Montierung. Pünktlich zum Ende der astronomischen Dämmerung gegen 23:00 Uhr ist der Aufbau abgeschlossen.

Ein leichter Dunst liegt in der Luft, die Milchstraße ist anfangs fast gar nicht sichtbar. Das Seeing ist gut, es ist phasenweise etwas feucht und fast windstill. Der Himmel in Richtung Norden ist erstaunlich dunkel. Im Osten ist deutlich die Lichtglocke der Städte Michelstadt und Erbach zu sehen. Die Sicht nach Süden ist gut und im Westen ist ein leichtes Leuchten von Städten der Bergstraße und Mannheim zusehen. Im Nord-Westen schränkt eine Baumgruppe die Sicht zum Horizont unter 30° ein. Die Sicht in den Zenit Bereich (ab ca. 60°) hingegen ist genial (st* 5,5 mag).

Eulennebel (M97) und Galaxie (M108)

Ein Highlight der ersten Nachthälfte ist der ca. 2000 Lichtjahre entfernte Eulennebel.  Im 5 Zöller bei 40-facher Vergrößerung lässt sich der scheibenförmige, grün/bläulich schimmernde planetarische Nebel gemeinsam mit der Galaxie M108 beobachten. Mit einem 8mm Okular bei 100-facher Vergrößerung waren bei genauer Beobachtung sogar ganz leicht die schlitzförmigen Augen der Eule zu erkennen.

Im 16“ Dobson bei 60-facher Vergrößerung sind beide Objekte gleichzeitig im 30mm Übersichtsokular zu sehen. Der Eulennebel erscheint nicht klar abgegrenzt, die beiden dunklen Bereiche sind nur manchmal andeutungsweise zu erkennen. Die Struktur wabert zu sehr. Vermutlich ist der Spiegel noch nicht richtig ausgekühlt.
Bei Verwendung eines UHC-Filters erscheint der Nebel deutlicher, verliert aber seine innere Struktur und die Augen völlig.

Die Galaxie M108 ist von der Erde aus Edge-On zu sehen. Im 16“ und 10“ Dobson ist ein punktförmiger Kern zu erkennen. Die Galaxie ist klar und scharf vom Hintergrund abgegrenzt.

Bode-Galaxien (M81/M82) und Whirlpool-Galaxie (M51)

Weiter geht es mit der Galaxienjagt rund um die große Bärin. Im 16“ Dobson zeigen sich in M82 deutlich die Dunkelwolken mit dem 14mm Okular. Die ausgeprägteste Wolke zerteilt die schmale Scheibe in 2 Teile. Innerhalb der Galaxie sind unterschiedlich helle und dunkle Bereich zu erkennen. Die Übergänge zwischen diesen sind fließend.

Eindrucksvoll ist ebenfalls die Whirlpool Galaxie, deren Spiralstruktur deutlich im 16“ Dobson erkennbar ist. Im 10“ Dobson sind die Strukturen weniger deutlich und nur die hellsten Spiralarme bei indirektem Sehen zu erkennen. Der Kern der Galaxie ist ausgedehnt.

Katzenaugennebel (NGC 6543)

Nach ein paar weiteren Objekte war der ca. 5000 Lichtjahre entfernte Katzenaugennebel (NGC 6543) im Sternbild Drache das nächste Ziel.

Im 16“ Dobson im 14mm Okular und 128-facher Vergrößerung stellt er sich als ausgedehnte runde cyanfarbige Scheibe dar. Noch besser im 8mm Okular bei 225-facher Vergrößerung. Deutlich ist der Zentralstern des Planetarischen Nebels erkennbar. Bei direktem Sehen tritt er klar hervor, die cyanfarbige Scheibe verblasst. Bei indirektem Sehen verschwindet der Stern und die Scheibe leuchtet erneut in einem kräftigen Cyan.

Bei seinen ersten Versuchen Deep-Sky Objekte während der Beobachtung durch den 5“ Apo zu skizzieren stellte Christian R. fest, dass weitere Sterne neben dem Nebel erscheinen, wenn man sie nicht indirekt beobachtet.

Herkuleshaufen (M13), Milchstraße aber keine Nebel

Milchstraße über der Dunstglocke von Michelstadt/Erbach. 180° Panorama von Norden (links), über Osten (deutliche Aufhellung) nach Süden (Windräder/Teleskop). Mosaik aus 12 Aufnahmen (Canon EOS 6D, ISO 1600, 6 Sekunden).

Nach einer kurze Teepause in Christophs Wohnmobil gegen 2:30 Uhr, versucht Christian R. einen Blick auf die Galaktischen Nebel der Sommersternbilder durch seinen 5 Zöller zu werfen. Aufgrund des Dunsts und der Aufhellung im Osten waren jedoch der Nordamerikanebel (NGC7000) sowie der Cirrusnebel kaum zu erkennen.

Dafür sind im Herkuleshaufen (M13, Kugelsternhaufen) bereits im 5 Zöller viele Details zu erkennen und der Doppelstern Alpha Herkules (Rasalgethi) biete einen interessanten Farbkontrast. Noch prachtvoller sieht der Herkuleshaufen im 16“ Dobson aus, am schönsten im 14mm Okular bei 128-facher Vergrößerung. Einzelsterne werden hier bis ins Zentrum hinein aufgelöst.

Gegen 03:00 Uhr wird die Milchstraße deutlich aber nicht perfekt sichtbar. Christian R. kann der Versuchung nicht widerstehen Panorama- Aufnahmen der Milchstraße zu erstellen. Sie spannt sich inzwischen flach vom Norden über Michelstadt/Erbach bis Süd/Süd-Ost.

Die Sommersternbilder sind jetzt hoch aufgestiegen, darum ein kurzer Blick auf den Ringnebel M57 in der Leier. Der Rauchring zeigt deutlich seine Struktur. Das innere ist klar abgegrenzt und dunkel. Der Zentralstern bleibt aber unsichtbar in allen unseren Teleskopen.

Jupiter in der Morgendämmerung

Jupiter mit Monden Callisto, Io, Europa und Ganymed. Aufgenommen am 01.05.2019 um 04:07 Uhr. APO 130/910, 2.5x Barlow Linse, ZWO ASI 185MC, 200 von 1000 Frames.

Zwei Stunden vor Dämmerungsbeginn steht Jupiter ca. 17° über dem Horizont so dass sich ein Blick lohnt. Bräunlich orange erscheint die Wolkenstruktur, der große rote Fleck taucht gerade am rechten Rand des Planeten auf und wird im Laufe der Restnacht durch die schnelle Rotation des Planeten bis zum ersten Fünftel der Planetenscheibe wandern.

Das Seeing ist nach wie vor sehr gut und Christian R. macht mit Beginn der astronomischen Dämmerung ab 03:45 Uhr noch ein paar Jupiter Video-Aufnahmen durch Christophs 16“ Dobson und seinen 5“ Apochromat.

Ab nachhause

Im Anschluss packten wir gemütlich ein und fahren gegen 05:00 Uhr nachhause, als die Straßenbeleuchtung im Mossautal wieder an geht. Die Jagd nach den Objekten per Telrad und der Verzicht auf Go-To hat viel Spaß gemacht. Wir haben wenige Objekte beobachtet, dieser dafür aber ganz intensiv. Zeichnen ist eine ideale Methode um den Beobachtungseindruck noch zu intensivieren. Alles in allem eine gelungene Beobachtungsnacht, von Abenddämmerung bis zur Morgendämmerung. Mehr geht nicht.