Möglicherweise Aktive Asteroide

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

(Originalartikel unter www.cfa.harvard.edu)


Ein IRAC/Spitzer-Bild ausgedehnter Emission vom inaktiven Kometen Don Quichotte, die eine diffuse, längliche Struktur, zentriert auf das überbelichtete Objekt, aufweist (der gesättigte helle Kern erzeugt den sichtbaren, wohlbekannten hellen senkrechten Bildfehler). Astronomen haben dreiundachtzig mögliche NEOs untersucht, von denen keiner eine ausgedehnte Emission zeigte.
NASA/IRAC/Spitzer, Mommert et al. 2014

Kleine Objekte im Sonnensystem, darunter sowohl Kometen als auch Asteroiden, besitzen eine große Vielfalt an dynamischen Größen und physikalischen Eigenschaften. Kometen zum Beispiel stammen aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems und weisen eisige Oberflächen auf, die verdampfen, wenn sie sich der Sonne nähern und dabei charakteristische Schweife und Komata erzeugen. Demgegenüber fehlt es Asteroiden an diesen flüchtigen Stoffen und sie zeigen deshalb kein derartiges Verhalten. Jedoch hat sich in den vergangenen Jahrzehnten diese ehemals strikte Teilung zwischen aktiven und inaktiven Objekten verwischt, da empfindliche Infrarotdetektoren und andere Messinstrumente entdeckt haben, daß Objekte, die dem Namen nach als Asteroiden eingeordnet wurden, Anzeichen kometenhafter Aktivität zeigen können.

Die CfA-Astronomen Joe Hora und Howard Smith sind Mitglieder in einem Team, das mit IRAC, der Infrarotkamera an Bord von Spitzer, erdnahe Objekte (Near Earth Objects = NEOs) untersucht, kleine Körper des Sonnensystems, deren Umlaufbahnen sie manchmal nahe an die Erde heranbringen. Außer die Oberflächeneigenschaften von NEOs messen zu können, sind die Infrarotsensoren auch in der Lage, schwache Strahlung von verdampfenden, flüchtigen Stoffen zu erkennen. Zum Beispiel entdeckte das Team vor mehreren Jahren, daß der NEO mit Namen Don Quichotte (der drittgrößte bekannte NEO), den man zuvor für inaktiv hielt, in Wirklichkeit ein ruhender Komet war, jedoch kaum aktiv, aber mit einer Koma und einem Schweif, die beide im Infraroten meßbar waren. Das Ergebnis hatte direkte Konsequenzen für die Entstehung und Entwicklung der NEO-Population, darunter Objekte, die sternartigen (nicht kometenartigen) Umlaufbahnen folgen, eine Gruppe, die als „Aktive Asteroiden“ bezeichnet wird.

Astronomen versuchen zu verstehen, ob diese Gruppe ungeachtet ihrer sehr unterschiedlichen dynamischen Eigenschaften auf Grund der gleichen in Kometen wirksamen Mechanismen eine ausgedehnte Strahlung besitzt oder nicht; zu diesen Prozessen gehören nicht nur die Sublimation flüchtiger Stoffe, sondern auch Masseverlust durch beschleunigte Rotation, Einschläge und/oder thermisches Zerbrechen. Die Vielzahl der Möglichkeiten macht es schwierig, ohne zusätzliche Information vorherzusagen, welche NEOs Aktivität zeigen könnten. Das Team hat jetzt eine neue Arbeit über zwei Untergruppen dieser NEOs veröffentlicht: inaktive Kometen (gealterte Kometen, deren Vorrat an flüchtigen Stoffen wahrscheinlich aufgebraucht ist) und dicht an der Sonne vorbeifliegende Asteroide (Objekte, die in einem geringeren Abstand als ein Zehntel einer astronomischen Einheit an der Sonne vorbeifliegen und zerrissen werden können).

Das Team überwachte über einen Periode von vier Jahren fünfundsiebzig ausgewählte inaktive Kometen und sechs sonnennahe Asteroiden im Optischen und Infraroten mit einer Vielzahl an Einrichtungen, darunter auch IRAC/Spitzer. Das Team konnte die Ergebnisse quantifizieren, darüber hinaus jeden der Körper kategorisieren und kommt neben anderen Feststellungen zu dem Schluß, daß alle sonnennahe Asteroiden von nicht primitiver Natur sein müssen. Die Folge ist, daß mehr primitive Körper relativ leicht zerbrechen, wenn sie sich der Sonne nähern und diejenigen, die überleben, scheinbar Materialänderungen an der Oberfläche durchlaufen.

Literatur:

„Systematic Characterization of and Search for Activity in Potentially Active Asteroids“

Michael Mommert, David E. Trilling, Joseph L. Hora, Cassandra Lejoly, Annika Gustafsson, Matthew Knight, Nick Moskovitz, and Howard A. Smith

The Planetary Science Journal 1, 10, 2020