(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)
2006 gaben Lovas et al. die Entdeckung von interstellarem Ketenimin (CH2CNH) bekannt. Sie nutzten das Green Bank Telescope, das es damit auf die achte Neuentdeckung seit seinem zweijährigen Einsatz bringt. Ketenimin wurde in Sgr B2, der reichsten bekannten Quelle für interstellare Moleküle in unserer Milchstraße, entdeckt. Zwei andere Isomere, Methylcyanid (CH3CN) und Methylisocyanid (CH3NC), sind ebenfalls beobachtet worden. Sehr vage Hinweise gibt es auch auf das zyklische 2H-Azirin.
Ketenimin ist sowohl Name für ein bestimmtes Molekül als auch die Gruppenbezeichnung für Moleküle der Form R1R2C=C=NR3 mit dem kumulenartigen Rückgrat C=C=N und der Imingruppe =NR. Die C=C=N-Kette im Ketenimin weicht leicht von der geradlinigen Struktur ab.
Es gibt eine Reihe möglicher Reaktionswege, die zur Bildung von Ketenimin unter verschiedenen interstellaren Bedingungen führen, wovon die meisten durch Lovas et al. beschrieben wurden. Ketenimin könnte womöglich durch Umlagerung von Methylcyanid oder Methylisocyanid entstehen, obwohl beides endotherme Prozesse mit hohen Energiebarrieren sind. Bei der ersten spektroskopischen Charakterisierung durch Jacox & Milligan wurde Ketenimin in kalten Matrices durch die Reaktion Acetylen + NH gebildet, obwohl diese offensichtlich eine kleine Barriere in ihrem Eingangskanal hat und einen Triplett-zu-Einzel-Intersystemübergang erfordert. Die Reaktion Acetylen + NH2, die von Moskaleva & Lin theoretisch charakterisiert wurde, weist ebenfalls eine kleine Eintrittsbarriere auf, liefert aber Ketenimin nach einer einfachen 1,2 H-Verschiebung und der Eliminierung eines zweiten H. Beide Reaktionen könnten in photolysierten Eismassen effizienter ablaufen.