Astronomie ohne Teleskop – Sag nein zum Massenaussterben

Bild: Schwerkraftschlepper
Künstlerische Darstellung eines Schwerkraftschleppers – ein Gerät zur Rettung eines ökosystems, das bisher nicht gebaut wurde. Quelle: Durda / BBC News
Sie könnten schon einmal davon gehört haben, dass es eine 86-prozentige Chance gibt, dass in kaum einer Million Jahre Gliese 710 dicht genug am Sonnensystem vorbeidriftet, um die Oortsche Wolke zu stören und vieleicht ein Kometenregen auf das innere Sonnensystem herabregnen zu lassen.
Vielleicht haben Sie auch schon davon gehört, dasses Hinweise auf eine bestimmte Periodizität bei Massenaussterben gibt. Diese stehen möglicherweise damit in Zusammenhang, dassdas Sonnensystem durch dichtere Teile der galaktischen Scheibe fliegt und damit die Wahrscheinlichkeit eines ähnlich dichten Vorbeiflugs von Körpern wie der von Gliese 710 erhöht.
So kommt also das grosse Ende – irgendwann. Es könnte sich um einen verirrten Asteroid handeln, der sich zur falschen Zeit am falschen Platz befindet und wenig mit zu tun hat, was sich ausserhalb des Sonnensystems ereignet. In jedem Fall müssen wir Ruhe bewahren und weitermachen und eventuell die folgenden überlebenshinweise auf einen Merkzettel schreiben und am Kühlschrank festheften.
Sofortige Massnahme: Finanziere Himmelsdurchmusterungen
Die Himmelsüberwachung dient dem Ziel, erdnahe Objekte bis hinab zu einer Grösse von etwa 140 m zu identifizieren. Gegenwärtig könnte die Durchmusterung in 10 oder 15 Jahren beendet sein. Doch dem Projekt entgingen zwei kleine Objekte, die die Erde 2002 mit Einschlagenergien von einer halben Kilotonne getroffen haben sollen.
Mittelfristige Massnahmen (0 – 10 Jahre): Evakuierung des betroffenen Gebiets
Der 2010 erschienene Bericht der National Academy of Science (NAS) benutzt den markigen Begriff Zivilverteidigung, was in Wirklichkeit aber nur bedeutet: Lauf um dein Leben (das soll heissen: die betroffenen Einschlaggebiete werden evakuiert). Asteroiden in der Grössenordnung von 140 m und mehr, die Städte zerstören, treffen die Erde zwar wohl nur etwa alle 30.000 Jahre, doch tut es keinem weh, darauf vorbereitet zu sein.
Asteroiden in der Grössenordnung von 10 km, die Massenaussterben verursachen, treffen die Erde wohl nur etwa alle 65 Millionen Jahre. Wenn dies der Fall sein sollte – Horror.
Langfristige Massnahmen (10 Jahre und mehr):
Haben wir ungefähr 10 Jahre Vorwarnzeit, könnte dies uns genügend Zeit verschaffen, einige der raffinierten technischen Lösungen zu verwirklichen, die immerhin schon auf dem Papier entwickelt sind. Schwerkraftschlepper, Schwärme aus Raumsonden, jede bestückt mit einem Spiegel und weitere Ablenkungsvorrichtungen sind vorgeschlagen worden, um Objekte abzulenken, die ein gravitatives Schlüsselloch passieren und sich dadurch beim nächsten Anflug auf Kollisionskurs befinden.
Wenn das Objekt schon auf Kollisionskurs ist, kann niemand die Anwendung einer unmittelbaren Krafteinwirkung auf das Objekt (uK) ausschliessen. Man kann entweder einen massereichen Körper einschlagen lassen (kinetischer Impakt) oder aber einen Nuklearschlag durchführen. Allerdings verweist der NAS-Bericht darauf, dasses bei einer uK eine 500-prozentige Unsicherheit zur möglichen Flugbahnänderung gibt. Um für eine sichere Ablenkung des Objekts zu sorgen, scheint es am besten, mit einer uK zu beginnen. Im Anschluss bringt man gefährliche Bruchstücke mit der geeignetsten Ablenkungsvorrichtung auf eine sichere Flugbahn.
Wenn doch alles schief läuft, könnte immerhin die nächste Generation intelligenter Erdlinge all die Merkzettel mit ihren mysteriösen Zeichen ausgraben und in der Lage sein herauszubekommen, was wir da falsch gemacht haben. Ich wette auf die Vögel als intelligente Nachfolger.
Von Steve Nerlich in Universe Today. Übersetzt von Harald Horneff