Amidogen-Radikal (NH2)

(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)

Die Entdeckung des dreiatomigen Amidogen-Radikals NH2 im All wurde 1993 von Ewine van Dishoeck, Trägerin des Kavli-Preises 2018, und Mitarbeitern bekannt gegeben. Der 110-101 Übergang des para-NH2 wurde in Emission in der Umgebung der heißen Kerne Sgr B2(M) und Sgr B2(N) mit Hilfe des Caltech Submillimeter-Observatoriums entdeckt. Die beträchtliche Aufspaltung der Niveaus infolge des Duplett-Elektronenspins und der Hyperfein-Wechselwirkungen mit dem Kernspin wurde aufgelöst.

Spätere Bestätigungen der Entdeckung von NH2, zu denen mehrere Untersuchungen über ein Jahrzehnt nach der ersten Entdeckung zählen, lösten die Linien, wie auch die Arbeit von Goicoechea et al. aus dem Jahr 2004, nicht auf. Kürzlich führten Persson et al. hochaufgelöste Untersuchungen von NH2 in W31C, W49N, W51 und G34.3+0.1 mit dem Herschel-Weltraum-Observatorium durch, die genaue Abschätzungen des Verhältnisses von ortho- zu para-NH2 in diesen Quellen lieferten. Muller et al. entdeckten NH2 auch in der extragalaktischen Quelle PKS 1830-211.

NH2 ist das vorletzte Mitglied einer Abfolge von Stickstoffhydriden, die mit dem Imidogen-Radikal NH beginnt und im Ammoniak gipfelt, eines der häufigsten und allgegenwärtigen Astromoleküle. Bestimmt man die Menge, mit der NH2 in einer Quelle vorhanden ist, kann dies helfen, die Chemie von Ammoniak in dieser Quelle einzugrenzen. Die folgende Animation zeigt die Abfolge der Ammoniakbildung durch Anlagerung von jeweils einzelnen Wasserstoffatomen.

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