Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Astronomen vertreten die Auffassung, daß die meisten Galaxien, einschließlich unserer eigenen Galaxis, massereiche Schwarze Löcher in ihren Zentren beherbergen. Diese Schwarzen Löcher können Milliarden Sonnenmassen an Material enthalten und man glaubt, daß sie sich während der Kollisionen von Galaxien entwickeln. Galaxien beobachtende Astronomen sehen manchmal deutliche Hinweise auf ein massereiches Schwarzes Loch durch dessen dramatische Aktivität –wenn zum Beispiel energiereiche Jets aus deren Umgebung nach außen strömen, da Material auf eine umgebende Scheibe akkretiert. Aber oft sehen Astronomen fast gar nichts – das Zentrum unserer Milchstraße ist so ein ruhiger Zustand. Massereiche Schwarze Löcher helfen dabei zu untersuchen, wie durch deren gewaltige Gravitationskraft das zukünftige Verhalten der Galaxie beeinflußt wird. Und in Begleitung von Outflows oder Sternentstehungsausbrüchen lassen diese die Galaxie aufleuchten und beeinflussen zusätzlich deren Entwicklung. Massereiche Schwarze Löcher sind daher wichtige Mitspieler im Leben einer Galaxie, auch wenn Astronomen bisher nicht verstehen, wie sie am Anfang entstehen oder wie sie die nachfolgende Entwicklung einer Galaxie und dabei besonders die Bildung ihrer Sterne beeinflussen.
Acht Astronomen haben Röntgendaten des Chandra-Observatoriums, Infrarot-Beobachtungen des Spitzer- Teleskops, optische Ergebnisse von Hubble und Radiodaten vom Very Large Array zusammengeführt, um einige der Rätsel zu entwirren. Sie haben das Licht einer alleinstehenden Galaxie gemessen, die ungefähr 75 Millionen Lichtjahre entfernt liegt. Ohne harte Fakten ist vermutet worden, daß diese Galaxie ein massereiches Schwarzes Loch enthält, welches aber im Ruhezustand ist. Kürzlich durchgeführte, sehr empfindliche Beobachtungen mit Chandra haben Hinweise auf eine Röntgenemission geliefert. Also muß in der Tat irgendein energieerzeugender Vorgang um den Kern herum abgelaufen sein, vielleicht doch ein Hinweis auf eine mögliche, bescheidene Akkretion auf eine Scheibe, die ein Schwarzes Loch umgibt; andere Erklärungen wären zum Beispiel Röntgenstrahlung aussendende Doppelsterne oder heißes Gas in der Region. Mittels der Vorteile, die Informationen aus dem gesamten Spektrum liefern, war die Gruppe in der Lage zu folgern, daß im Zentralbereich sowohl keine Sternentstehung stattfindet noch viel heißes Gas zu finden ist. Auch Röntgen-Doppelsterne können nicht die Ursache für die im Kern zu sehende Röntgenquelle sein. Die Wissenschaftler schließen, auch wenn zusätzliche detaillierte Untersuchungen erforderlich sind, daß auch anscheinend „tote“ massereiche Schwarze Löcher in nahgelegenen Galaxien einen gewissen Grad an Aktivität beibehalten können. Das Ergebnis steht in Übereinstimmung mit Computersimulationen über gealterte galaktische Kerne und hilft, das allgemeine Bild von der Rolle Schwarzer Löcher im Leben einer Galaxie zu festigen.