Symbiotische Sterne

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine optische Hubble-Aufnahme des symbiotischen Sternsystems CH Cygni. Hubble, Chandra und Karovska et al.


 
Viele, vielleicht sogar die meisten Sterne sind Mitglieder von Doppelsternsystemen – zwei Sterne, die sich einander umkreisen. Symbiotische Sterne sind eine kleine Unterklasse von Doppelsternsystemen, die eine Gemeinsamkeit aufweisen: sie zeigen ausgeprägte, spektakuläre, vereinzelte Änderungen in den Spektren ihres Lichts, da (so wird vermutet) ein Stern des Paares ein sehr heißer, kleiner Stern ist, während der andere sich als kühler Riese darstellt. Von kühlen Riesen ist bekannt, daß sie Winde besitzen. Wenn Material aus dem Wind eines Riesen auf den heißen Begleiter stürzt, wird letzterer hell im sichtbaren Licht und gelegentlich im Röntgenbereich aufleuchten. Jedenfalls vermuten Astronomen, daß sich dies ereignet. Abgesehen von dem Wunsch zu verstehen, was diese in seltsamer Weise veränderlichen Objekte antreibt, wollen Astronomen auch erklären können, wie diese Objekte sich bilden und warum nicht mehr Binärsysteme von symbiotischer Natur sind.
Der symbiotische Stern CH Cygni liegt nur etwa 800 Lichtjahre von uns entfernt und kann deshalb leichter im Detail untersucht werden als die meisten anderen symbiotischen Sternsysteme (das „CH“ zeigt an, daß es ein im sichtbaren Licht verhältnismäßig heller veränderlicher Stern ist). Zufällig besitzt CH Cygni noch einen Jet, den man bei Radio- als auch Röntgenwellenlängen entdeckte; der Jet erstreckt sich vom Stern bis zu einer Entfernung von 750 AE (etwa 20-mal die mittlere Entfernung des Pluto von der Sonne). Mit dem Chandra-Röntgen-Observatorium, dem Hubble-Weltraum-Teleskop und dem Very Large Array untersuchten in einer koordinierten Beobachtungskampagne die Astronomen Margarita Karovska, Terrance Gaetz, John Raymond, Nicholas Lee, Christopher Carilli und Warren Hack den Stern CH Cygni.
Die Wissenschaftler haben herausgefunden, daß der Jet entlang seiner gebogenen Form Materieklumpen zeigt, die Hinweise auf eine zeitweilige Aktivität sind – unter Umständen das Ergebnis einer Richtungsänderung des Jets oder eventuell gelegentliche Massenauswürfe des Sterns. Das klumpige Gas erscheint wie von einer Schockwelle getroffen, möglicherweise das Ergebnis von Wechselwirkungen zwischen dem Jet und dem Wind des kühlen Sterns. Die Gruppe berechnet für die Schockwellen Geschwindigkeiten von bis zu 1.200 km/s. Sie berichten außerdem, daß in den vergangenen neun Jahren der Jet seine Länge verdoppelt hat. Die Ergebnisse unterstreichen sowohl die Bedeutung der Jetaktivität als auch die Bedeutung der Akkretion für das Verständnis des unberechenbaren Verhaltens von symbiotischen Sternen.