Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Die moderne Astronomie macht manchmal Entdeckungen, indem sie ihren Blick auf neue Orte, zum Beispiel das ferne Universum, richtet und dazu Teleskope sowie Instrumente nutzt, die die bisherigen Nachweisgrenzen sprengen. Doch manchmal können neue Entdeckungen auch durch den Einsatz moderner Technologien, die man für eine sorgfältige Überprüfung hergebrachter Datensätze nutzt, gemacht werden. Das Harvard College Observatory unterhält eine Sammlung von über 500.000 photographischen Glasplatten des Himmels, die im Laufe eines Jahrhunderts aufgenommen wurden – zwischen etwa 1880 und 1980. Sie stellen die einzig existierende, durchgehende Sammlung von Aufnahmen des ganzen Himmels für diesen Zeitraum dar und jeder Ort am Himmel ist zwischen 500 und 1.000 Mal beobachtet worden. Mit DASCH, dem Digital Access to a Sky Century at Harvard, ist jetzt ein Projekt zur Digitalisierung all dieser Platten gestartet worden; zugleich wird nach Änderungen auf den Platten gesucht. Eines der ersten Ergebnisse in diesem angelaufenen Programm ist die Entdeckung einer neuen Klasse veränderlicher Sterne.
Veränderliche Sterne wechseln in ihrer Helligkeit. Dies kann aus vielerlei Gründen geschehen, von Explosionen als Supernovae über Pulsationen in ihren Atmosphären bis zu Bedeckungen in Doppelsternsystemen. Manchmal treten die Änderungen regelmäßig auf und bisweilen sind sie unberechenbar, aber bei weitem die meisten bekannten variablen Sterne durchlaufen deutliche Änderungen in kurzen, weniger als ein Jahr dauernden Zeitspannen. Geradezu wie ein Schock traf die Menschen im frühen 16. Jahrhundert die Entdeckung veränderlicher Sterne, denn sie glaubten, daß die Sterne unwandelbare kosmische Objekte wären; doch heute scheinen variable Sterne eher eine Selbstverständlichkeit zu sein.
Die Astronomen Sumin Tang, Jonathan Grindlay und Edward Los vom Center for Astrophysics sowie Silas Laycock am Gemini Observatorium endeckten im DASCH-Projekt drei Objekte, die eine neue Klasse veränderlicher Sterne zu sein scheinen; diese ändern ihre optische Helligkeit (sowohl abklingend als auch ansteigend) um einen Faktor von mehr als zwei über Zeitskalen von 10 – 100 Jahren. Eine Änderung in dieser Art ist niemals zuvor beobachtet worden; man stelle sich aber vor, die Sonne würde innerhalb eines Jahrhunderts ihre Helligkeit um den Faktor zwei ändern! Aus nachfolgenden spektroskopischen Beobachtungen haben die Astronomen abgeleitet, daß die drei Sterne untereinander sehr ähnlich sind: alle drei sind Riesen, geringfügig kühler und weniger massereich, dafür aber älter als die Sonne. Sie schlagen vor, daß der Grund für die Helligkeitsänderungen mit der Produktion von Staub in Beziehung stehen könnte oder aber mit Veränderungen in den ablaufenden Kernreaktionen einhergeht. Sobald bei DASCH mehr Sterne dieses Typs entdeckt worden sind und genauere Folgeuntersuchungen unternommen werden können, kann diese neue Art veränderlicher Sterne Einzelheiten über ihre individuelle Alterung für unser Verständnis darüber beitragen, was wirklich abläuft, wenn Sterne sich durch zuvor nicht beobachtete Phasen der Evolution zu Riesen entwickeln.