(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)
Chandra enthüllt Auffahrunfall auf kosmischer Rennstrecke
Das neueste Chandra-Bild von SS 433 zeigt zwei superschnelle Keulen aus 50 Millionen Grad heißem Gas, die 5 Billionen Kilometer voneinander getrennt auf entgegengesetzten Seiten eines Binärsystems mit einem Schwarzen Loch liegen. Wie im Bild (unten rechts) gezeigt, besteht das Doppelsternsystem, dessen Durchmesser mehrere Millionen Mal kleiner ist als die Entfernung zwischen den Keulen, aus einem massereichen Stern und einem Schwarzen Loch mit einer Scheibe aus heißer Materie. Material wird aus dieser Scheibe in eng gebündelten Jets ausgestoßen, die langsam vom skizzierten Ort als einem Extrem entlang eines Kreises (dargestellt durch einen blauen kreis-förmigen Pfeil) bis zur weißen gestrichelten Linie am anderer Ende taumeln bzw. präzedieren.
Die Entdeckung der heißen Gaskeulen so weit weg vom zentralen Schwarzen Loch war eine Überraschung, da frühere Beobachtungen durch Chandra und dem Hubble-Weltraum-Teleskop gezeigt hatten, daß das Gas, während es sich von der Umgebung des Schwarzen Lochs weg in enggebündelten Jets ausbreitete, abkühlte. Dies veranlaßte Wissenschaftler vorher-zusagen, daß kein heißes Gas weiter als ein paar Millionen Kilometer vom Schwarzen Loch gefunden würde.
Diese Beobachtung bedeutet, daß das Gas in den Jets höchstwahrscheinlich durch Zusammenstöße zwischen Blasen aus Gas erneut erhitzt worden ist. Langzeitbeobachtungen im Optischen haben gezeigt, daß Materie alle paar Minuten in Gasblasen wie Geschoße aus der Umgebung des Schwarzen Lochs ausgestoßen werden. Die Blasen rasen offenbar mit ungefähr einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit für mehrere Monate ohne Kollision nach außen, bis eine schnellere Blase auf das hintere Ende einer anderen Blase trifft und der Aufprall das Gas wieder erhitzt.
SS 433 ist dem Binärsystem XTE J1550-564 dahingehend ähnlich, daß beide ein Schwarzes Loch besitzen, die super-schnelle Jets aus Gas hervorbringen. Doch es gibt auch wichtige Unterschiede. Die im Röntgenlicht strahlenden Keulen von XTE J1550 werden viel weiter vom Schwarzen Loch entfernt als bei SS 433 beobachtet und die Röntgen-strahlung der Keulen bei XTE J1550 scheint durch eine magnetisierte Wolke aus hochenergetischen Elektronen und nicht wie bei SS 433 aus Wolken von heißem Gas erzeugt zu werden. Diese Unterschiede könnten auf die Masse der Begleitsterne zurückzuführen sein, die gänzlich verschieden sind. Bei XTE J1550 besitzt der Begleitstern eine der Sonne ähnlichen Masse, während bei SS 433 die Masse des Begleitsterns auf nahezu dem 20-fachen der Sonnenmasse geschätzt wird. Vielleicht könnte die hohe Masseverlustrate des Sterns in SS 433 das Verhalten der Jets beeinflussen.
- Kurzinformation:
- Scale: Image is 6.5 arcsec on a side
- Category: Black Holes
- Coordinates (J2000): RA 19h 11m 49.5s | Dec +04° 58′ 58″
- Constellation: Aquila
- Color Code: Intensity
- Instrument: ACIS
- Distance Estimate: about 16,000 light years
- Release Date: December 11, 2002
