NGC 6240

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Nie zuvor gesehen: Zwei supermassereiche Schwarze Löcher in der gleichen Galaxie

NASA/CXC/MPE/S. Komossa et al.

Das Chandra-Bild von NGC 6240, eine schmetterlingsförmige Galaxie, die das Ergebnis einer Kollision zweier kleinerer Galaxien ist, zeigt, daß die zentrale Region der Galaxie (Einschub) nicht ein, sondern zwei aktive, gigantische Schwarze Löcher enthält.

Bisher eingesetzte Röntgenobservatorien zeigten, daß die Zentralregion eine Röntgenquelle war, aber Astronomen wußten nicht, was die Röntgenstrahlung produzierte. Radio-, Infrarot- und optische Beobachtungen hatten zwei helle Kerne entdeckt, aber ihre wahre Natur blieb dennoch rätselhaft.

Chandra konnte zeigen, daß die Röntgenstrahlung von den beiden Kernen kommt und deren Röntgenspektren bestimmen. Diese kosmischen Fingerabdrücke enthüllten Merkmale, die für supermassereiche Schwarze Löcher charakteristisch sind – ein Überschuß an hochenergetischen Photonen aus dem Gas, das um ein Schwarzes Loch wirbelt, und Röntgenstrahlung von fluoreszierenden Eisenatomen im Gas nahe dem Schwarzen Loch.

Im Laufe der kommenden Hundert Millionen Jahre werden die beiden supermassereichen Schwarzen Löcher, die ungefähr 3000 Lichtjahre voneinander entfernt sind, aufeinander zutreiben und verschmelzen, und so ein größeres Schwarzes Loch zu bilden. Diese Entdeckung zweier Schwarzer Löcher stützt die Vorstellung, daß in den Zentren von Galaxien Schwarze Löcher durch Verschmelzung mit anderen Schwarzen Löchern zu enormen Massen heranwachsen.

NGC 6240 ist ein erstklassiges Beispiel für eine „Starburst“-Galaxie, in der sich Sterne mit einer außergewöhnlich schnellen Rate bilden, entwickeln und explodieren, da erst vor einer relativ kurzen Zeit (vor 30 Millionen Jahren) eine Verschmelzung erfolgte. Die Hitze, die durch diese Aktivität produziert wurde, brachte das ausgedehnte, viele Millionen Grad heiße Gas hervor, das in diesem Bild zu sehen ist.

Anmerkung über den Blick zurück in der Zeit: Da die Geschwindigkeit des Lichts begrenzt ist, folgt, daß alles, was wir beobachten, veraltet ist, egal wie sehr wir uns auch bemühen, mit der Zeit zu gehen. Somit kann die scheinbar einfache Frage – was geschieht gerade jetzt auf der Sonne? – durch einen Beobachter auf der Erde nicht beantwortet werden, da das Licht 8 Minuten benötigt, um die Erde zu erreichen. Für ferne Galaxien sind die Lichtlaufzeiten noch viel länger, so daß unsere Information über die Galaxie NGC 6240, die 400 Millionen Lichtjahre entfernt ist, 400 Millionen Jahre alt ist! Falls Astronomen in NGC 6240 unsere Milchstraße beobachten, werden sie ebenso 400 Millionen Jahre hinter der Zeit zurückliegen – sprich unserer Zeit. Wie Albert Einstein sagte: „Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind nur eine Illusion, wenn auch hartnäckige.“ (mehr zu diesem Thema)

  • Kurzinformation:
  • Scale: Full field is 35 x 0.3 arcmin; inset is 4 arcsec per side
  • Category: Black Holes, Normal Galaxies & Starburst Galaxies
  • Coordinates (J2000): RA 16h 52m 59s | Dec +02° 24′ 01.70″
  • Constellation: Ophiuchus
  • Color Code: Energy (0.5-1.5 keV red; 1.5-5 keV green; 5-8 keV blue)
  • Instrument: ACIS
  • Distance Estimate: about 330 million light years (redshift = 0.0245)
  • Release Date: November 19, 2002
  • References: S. Komossa et al. “Discovery of a Binary Active Galactic Nucleus in the Ultraluminous Infrared Galaxy NGC 6240 Using ChandraThe Astrophysical Journal Letters 582, Number 1