Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Die Sonne strahlt im Allgemeinen etwa ein Millionstel ihrer gesamten Leuchtkraft im Röntgenbereich des elektromagnetischen Spektrums ab. Diese Strahlung kommt von der heißen Sonnenkorona (die ausgedehnte, gasförmige, äußere Atmosphäre der Sonne). Die Korona ist mit über einer Million Kelvin sehr heiß und von starken Magnetfeldern durchzogen, die sich aus der Sonnenoberfläche nach oben in die Atmosphäre der Sonne erstrecken. Astronomen stellen jetzt folgendes fest: wenn Sterne mit weniger Masse als die Sonne sehr jung sind, etwa zehn Millionen Jahre alt, können sie mehr als das zehntausendfache an Röntgenlicht wie die Sonne abstrahlen und diese Strahlung kann sich dramatisch in ihrer Stärke über einen Zeitraum von nur Tagen ändern, manchmal um den Faktor Hundert oder mehr. Man vermutet, daß diese intensive Röntgenstrahlung eine wichtige Rolle in der Entwicklung eines jeden Planeten, der den Stern umkreisen könnte, und beim Aufheizen der Molekülwolke, aus der der Stern selbst entstanden ist, spielt. Doch verstehen die Wissenschaftler nicht genau, wo oder wie diese Röntgenstrahlung erzeugt wird.
CfA-Astronomin Maureen van den Berg und mit ihr zwei Kollegen haben jetzt eine detaillierte Studie von 814 jungen Sternen im Orion-Nebel abgeschlossen. Die Wissenschaftler überwachten diese Sterne mit dem Chandra-Röntgen-Observatorium über einen Zeitraum von 13 Tagen und führten gleichzeitig Beobachtungen mit optischen Teleskopen durch. Sie enthüllten, daß, obwohl die Sterne sowohl in ihrer Röntgen- als auch optischen Strahlung Änderungen zeigten, diese Änderungen der beiden Wellenlängenbereiche nicht miteinander in Beziehung standen. Dies ließ vermuten, daß verschiedene Mechanismen am Werk waren. Da optische Änderungen normalerweise das Resultat dunkler, sonnenfleckenartiger Aktivitäten sind, war im Gegensatz zu manch früheren Vermutungen die erste Schlußfolgerung der Astronomen, daß Orte und Mechanismen der Röntgenemission nicht die gleichen sind wie die Orte und Mechanismen für Sonnenflecken. Zeitgleich fand die Gruppe jedoch eine deutliche Beziehung zwischen optischer Variabilität und Gesamt-Röntgen-Leuchtkraft.
Dieses Ergebnis stand einem anderen möglichen Modell gegenüber, bei dem vermutet wurde, daß Akkretion von Materie aus der Umgebung des jungen Sterns die Röntgenstrahlung erzeugt. Solche Akkretionsvorgänge würden aber die beobachtete optische Änderung nicht hervorrufen. Die Astronomen schließen daraus, daß die Hinweise auf ein drittes Szenario gewichtig sind, bei dem die Röntgenstrahlung an den magnetisierten Oberflächen der jungen Sterne erzeugt wird und Sonnenflecken nur Hinweise (aber nicht Ursache) auf solch magnetische Aktivitäten sind.