Mars-Opposition 2022 – Beobachtungsanleitung für den Einstieg

Haben Sie schon einmal Mars mit eigenen Augen gesehen?

Diese Beobachtungsanleitung gibt einige praktische Tipps zur visuellen Beobachtung des roten Planeten. Eine gute Gelegenheit hierzu ist die diesjährige Mars-Opposition, in der sich Mars und Erde sehr nahe stehen.

Eckdaten zu Opposition

Wann findet sie statt?8. Dezember
Wo steht Mars am Himmel?Sternbild Stier
Welchen scheinbarer Durchmesser hat Mars?ca. 17,0″
Wie hell ist Mars?ca. -1,9 mag

Mars kann man nicht nur zum Zeitpunkt der Opposition gut beobachten, sondern auch in den Wochen um die Opposition herum. Der Durchmesser und die Helligkeit sind sehr ähnlich denen am Tag der Opposition. Visuell wird man den Unterschied, wenn überhaupt, nur sehr wenig bemerken.

Eine Beobachtung lohnt sich daher bis in den März 2023 hinein. Der Planet ist in dieser Zeit die ganze Nacht hindurch am Himmel zu sehen.

Was kann man beobachten?

Mit bloßem Auge …

… ist Mars als heller roter Punkt im Sternbild Stier (Taurus) zu erkennen. Mit seiner Helligkeit von -1,9 mag ist er weitaus heller als der in der Nähe stehende rötliche Stern Aldebaran (α Tauri) mit 0,88 mag.

In der Astronomie gilt traditionell, je kleiner der Wert der Helligkeit (hier z.B. minus 1,9 mag gegenüber 0,88 mag) je heller ist ein Objekt am Himmel.

Wenn man beide Objekte, Mars und Aldebaran, bei der Beobachtung vergleicht, fällt neben der unterschiedlichen Helligkeit auf, dass der Stern mehr funkelt als der Planet. So kann man Mars eindeutig identifizieren.

Mars im Sternbild Stier – erstellt mit Stellarium

Im Fernglas …

… erscheint Mars als kleines sehr helles Scheibchen. Details auf dem Planeten sind aber noch nicht zu erkennen. Hierfür benötigt man höhere Vergrößerungen und ein Teleskop.

Am Beginn und Ende der Oppositionszeit, ca. von Oktober 2022 und ca. März 2023, kann man bei guten Beobachtungsbedingungen die Phase des Planeten erahnen. Mars erscheint im Fernglas dann nicht „ganz rund“, sondern auf einer Seite „abgeflacht“. Auf dieser Seite ist Schatten auf dem Mars, vergleichbar mit dem zu- und abnehmenden Erdmond.

Fernglas-Tipp: Am Morgen des 8. Dezembers um 6 Uhr MESZ findet eine Bedeckung des Mars durch den Mond statt (siehe Bild, Anblick mit 10×50 Fernglas, 6° Gesichtsfeld).

Marsbedeckung durch Mond – erstellt mit Stellarium

Mit einem Teleskop …

… kann man die Vergrößerungen erreichen, um Details auf dem roten Planeten zu erkennen. Es sind Helligkeitsunterschiede auf der Oberfläche sowie, mit Filtern, großflächigere Wetterphänomene zugänglich.

Albedostrukturen

Als erstes fallen bei der Marsbeobachtungen Helligkeitsunterschiede auf der Oberfläche des Planeten auf. Der Marsboden reflektiert das Sonnenlicht unterschiedlich stark, an den dunklen Stellen weniger als an den hellen. Diese Unterschiede nehmen wir als verschiedene Helligkeiten war. Wichtig ist, dass die Helligkeitsunterschiede auf Mars nicht mit Oberflächenformationen wie Gebirgen, Tälern oder ähnlichen zusammenhängen. Sie sind rein in der unterschiedlich starken Reflexion des Sonnenlichts begründet.

Der Kontrast, die Stärke der Helligkeitsunterschiede ist sehr groß. So gibt es weite Gebiete mit ähnlicher Helligkeit, z.B. große Wüsten wie die Tharsis-Region. Auf der anderen Seite gibt es Gegenden die eine große Vielfalt an Helligkeitsunterschieden aufweisen, wie beispielsweise die Chryse-Region und die dort angrenzenden Gebiete.

Polkappe und Polhaube

Als sehr helle weiße Gebiete sind während einer Opposition meist auch die Polkappen bzw. Polhauben des Planeten zu erkennen. Diese fallen häufig beim ersten Blick durch das Teleskop auf, da sie einen großen Helligkeitsunterscheid zum Rest des Planeten haben.

Eine Polkappe besteht aus ausgefrorenem Wasser- und Kohlendioxid-Eis, welches sich auf der Oberfläche des Planeten abgelagert hat. Eine Polhaube ist größer und eine Wolkenstruktur. Unter ihr bildet sich im jahreszeitlichen Verlauf die neue Polkappe aus.

Wolkenformationen und Staubstürme

Mars ist der einzige Planet auf dem man mit Amateurteleskopen großräumige Wetterphänome beobachten kann. Mit verschieden farbigen Filtern sind Wolken, Reif und Staubstürme visuell zugänglich.

Mehr Informationen hierzu finden Sie in den Empfehlungen für weiterführende Literatur am Ende dieses Artikels. Einen Überblick gibt das Buch „Planeten beobachten“. Empfehlungen zum Filtereinsatz finden sich im Artikel „Filter für die visuelle Planetenbeobachtung“.

Was sieht man auf dem Mars?

Die folgenden Zeichnungen sollen einen Eindruck der beobachtbaren Albedostrukturen geben. Der Zeichnung gegenübergestellt ist jeweils die Simulation des Planeten mit den sichtbaren Strukturen und deren Namen.

Ein Vergleich zwischen Zeichnung und Simulation hat dabei ihre „natürlichen“ Grenzen. So ist eine Zeichnung immer subjektiv und gibt den Eindruck am Teleskop mit Einflüssen der Luftunruhe, der Qualität der Optik und der Erfahrung des Beobachters wider. Die Karten einer Simulation basieren beispielsweise zwangläufig auf älteren Daten, so dass sich zwischenzeitlich Veränderungen der Oberflächendetails ergeben können.

Mars, 06.11.2022 2:15 UT

Zeichnung, 6″ Newton, 178 fache Vergrößerung
(c) Karte von Daniel M. Troiani (1995),
Simulation mit WinJUPOS

Das „S“ in den Zeichnungen bezeichnet den Südpol des Mars. Das kleine „p“ steht für „preceding“ (vorangehend). Es gibt die Richtung an in die sich der Planet dreht. In diese Fall dreht sich der Planet in den Schatten an der linken Seite.

Mars, 08.11.2022 1:45 UT

Zeichnung, 6″ Newton, 178 fache Vergrößerung
(c) Karte von Daniel M. Troiani (1995), Simulation mit WinJUPOS

Wie halte ich meine Beobachtungen am Besten fest?

In der visuellen Astronomie ist es sinnvoll, die eigenen Beobachtungen schriftlich als Text oder, besser, zusätzlich mit einer kleinen Skizze oder Zeichnung festzuhalten. Hierbei müssen keine Kunstwerke entstehen! Die Aufzeichnung hilft dabei sich später an die Beobachtung zu erinnern und diese mit anderen Informationen, z.B. aus dem Internet, zu vergleichen.

Für Planeten bietet sich das Beobachtungsprotokoll der ALPO (The Association of Lunar & Planetary Observers) an. Im Beobachtungsprotokoll kann man alle relevanten Daten eintragen. Soll die Beobachtung nur für die eigenen Aufzeichnungen dokumentiert werden, muss man nicht alle Daten erfassen.

Downloads:
Mars Beobachtungsprotokoll
Mars Beobachtungsprotokoll Beispiel
Erklärungen zur Nutzung des Beobachtungsprotokolls

Welches Teleskop und Zubehör benötigt man?

Da Mars zur Opposition sehr hell und nah an der Erde ist, muss das Teleskop nicht groß sein. Es geht nicht darum viel Licht zu sammeln. Im Gegenteil, große Teleskope sind anfälliger für Luftunruhe (Seeing), die gerade bei der Beobachtung von Planeten störend ist.

Um Details auf der Marsoberfläche erkennen zu können, ist mindestens eine Vergrößerung von 100fach notwendig. Mit dieser Vergrößerung erscheint Mars im Teleskop so groß wie der Vollmond mit bloßem Auge. Falls es das Seeing zulässt, kann und sollte die Vergrößerung darüber hinaus gesteigert werden. Dann sind Details noch besser zu erkennen.

Eine 100fache Vergrößerung ist gut mit einem 4″ Teleskop (10 cm Durchmesser) zu erreichen. Öffnungen von 6″ – 8″ (15 – 20 cm) haben darüber hinaus noch Reserven für höhere Vergrößerungen. Ob es nun ein Linsenteleskop oder ein Spiegelteleskop ist, ist nicht entscheidend. Wichtig ist die gute Qualität und Kollimation der Optik sowie die verwendeten Okulare. Ebenfalls sollte das Teleskop auf einer stabilen Montierung stehen, so dass es bei hohen Vergrößerungen gut und wackelfrei nachgeführt werden kann.

Noch wichtiger ist aber der Spaß bei der Beobachtung und dass man sich klar macht, man beobachtet gerade die Oberfläche eines Planeten der 82 Millionen Kilometer entfernt ist und das Licht hat 4,5 Minuten gebraucht um vom Mars in Ihr Auge zu gelangen!

Was braucht man noch?

  • Eine bequeme und entspannte Haltung während der Beobachtung. Hier kann ein höhenverstellbarer Stuhl gute Dienste leisten.
  • Geduld, um die Momente des guten Seeings mit dem Auge erfassen zu können. Man sollte den Planeten mehrere Minuten lang beobachten um diese Sekunden einfangen zu können.
  • Schreibutensilien um sich ggf. Notizen oder eine kleine Zeichnung zur Beobachtung machen zu können.
  • Da bei der Planetenbeobachtung die Dunkeladaption des Auges nicht zwingend notwendig ist, genügt eine nicht zu helle Lampe mit weißem Licht.

Beobachtungstipp: Probieren Sie bei der Planetenbeobachtung auch einmal die Technik des indirekten Sehens aus, die Sie wahrscheinlich bei der Beobachtungen von Deep-Sky-Objekten einsetzen. Sie ist auch am Planeten verwendbar und lockt feine Helligkeitsunterschiede auf der Planetenoberfläche hervor, welche sonst verborgen geblieben wären.


Wir hoffen, diese Beobachtungsanleitung hilft Ihnen bei den ersten Schritten Ihrer Marsbeobachtung.

Bei Fragen zur Planetenbeobachtung kommen Sie gerne bei einem Ihrer nächsten Besuche auf der Sternwarte auf uns zu.


Wollen Sie noch tiefer in das Thema Planetenbeobachtung einsteigen?

Artikel in unserem Blog

Die Mars-Opposition 2022 - Von Christian Roßberg und Bernd Scharbert, Update 2022 Christian Höhn-Lucht Dieses Jahr im Herbst bietet sich eine gute Gelegenheit den Mars zu beobachten. Zum einen lässt er sich die ganze Nacht über beobachten. Schon jetzt ist er um 21:30 Uhr im Osten als helles Objekt zu sehen. Zum anderen zeigt er sich im Fernrohr besonders

Buch „Planeten beobachten“ von Günter D . Roth

Das Buch ist sehr umfangreich und geht für alle Planeten detailliert und mit vielen praktischen Tipps auf die visuelle Beobachtung ein.

Es ist leider nur noch gebraucht zu bekommen. Für Mitglieder der VSDA ist ein Exemplar in der Bibliothek ausleihbar.

Artikel „Filter für die visuelle Planetenbeobachtung“

Zeitschrift „interstellarum“ Ausgabe 80 Seite 38 ff