Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Quasare sind Galaxien mit massereichen Schwarzen Löcher in ihren Zentralbereichen, um die herum große Energiemengen abgestrahlt werden. Es wird so viel Licht emittiert, daß der Kern weit heller als die gesamte restliche Galaxie erstrahlt. Niemand weiß mit Sicherheit, wie Quasare entstehen oder auf welchem Weg ihre gewaltigen Energiemengen erzeugt werden. Daher sind sie für Astronomen von beträchtlichem Interesse, die die Natur Schwarzer Löcher ebenso wie die Entwicklung von Galaxien untersuchen. Zum Beispiel besitzt unsere Galaxis in ihrem Zentrum ein massereiches Schwarzes Loch, das vielleicht eines Tages ein Quasar werden wird.
Da sie so hell sind, können Quasare gesehen werden, selbst wenn sie sehr weit entfernt sind. Der Quasar APM08279+5255 ist aus verschiedenen Gründen bekannt geworden. Er ist nicht nur weit entfernt (sein Licht wurde ausgesandt, als das Universum etwa 10 % seines jetzigen Alters hatte), sondern sein Licht wird durch eine Galaxie verstärkt, die zufällig zwischen dem Quasar und uns liegt. (Einstein sagte voraus, daß Licht durch die Schwerkraft gekrümmt werden kann.) Licht von APM08279+5255, daß zur Erde reist, kann zufällig eine auf dem Weg liegende Galaxie passieren, die dann wie eine Gravitationslinse wirkt und das Licht krümmt und verstärkt. Man vermutet, daß der Quasar selbst schon sehr leuchtkräftig ist; er leuchtet mit dem Äquivalent von etwa 50 Billiarden Sonnen, aber die Linse sammelt und verstärkt dieses Licht um einen weiteren Faktor 100. Im Ergebnis erscheint APM08279+5255 als das leuchtkräftigste bekannte Objekt im Universum. Astronomen glaubten ursprünglich sogar, es wäre ein Stern in unserer Galaxis.
Hochauflösende optische Aufnahmen zeigen, daß die Gravitationslinse das Licht des Quasars auf zwei (vielleicht drei) benachbarte, verzerrte Bilder fokussiert. Astronomen erwarteten dies auf Grund optischer Studien. Sieben Astronomen, darunter Melanie Krips und David Wilner vom SAO, nutzten das Submillimeter Array (SMA), um APM08279+5255 mit sehr hoher räumlicher Auflösung zu untersuchen. Sie berichten von einem deutlichen Hinweis auf zwei getrennte Peaks. Aber sorgsames Nachbilden der Millimeterbilder unter Einbeziehung des Einsteinschen Linseneffekts zeigt, daß die Bilder keine Verzerrungen des gleichen hellen Kerns, sondern vielmehr je ein einzelnes Bild von zwei Quellen sind. Das Ergebnis deutet darauf hin, daß im Kern von APM08279+5255 neben dem Schwarzen Loch eine helle Sternentstehungsregion, einige Hundert Lichtjahre vom Schwarzen Loch entfernt, existiert. Die Sternentstehung könnte vielleicht sogar durch die Strahlung des Schwarzen Lochs ausgelöst worden sein. Es ist das einzig bekannte Beispiel für einen Quasar mit einem hellen Starburst nahe dem Schwarzen Loch. Solch außerordentliche räumliche Information über ein Objekt zu erhalten, dessen tatsächliche Entfernung (zumindest wenn man über Winkelgröße spricht) etwa 3 Milliarden Lichtjahre beträgt, ist nur durch die Kombination von Gravitationslinse und den Fähigkeiten des SMA möglich.