Glycolamid

(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)

Im August 2023 wurde die Entdeckung der C2H5NO2-Verbindung Glycolamid [NH2C(O)CH2OH] in der Molekülwolke G+0.693-0.027 in der Region von Sgr B2 im Zentrum der Galaxis von Rivilla und Mitarbeitern bekannt gegeben. Die Beobachtungen wurden mit dem 40-m-Yebes und dem 30-m-IRAM Radioteleskop durchgeführt. Der Nachweis basierte auf experimentellen Arbeiten von Sanz-Novo und Kollegen aus dem Jahr 2020, die erfolglos in Sgr B2(N) nach Glycolamid gesucht hatten. Der neue Nachweis muß noch bestätigt werden.

Glycolamid oder 2-Hydroxyacetamid ist ein Isomer von Glyzin, einem der meistgesuchten, aber unentdeckten möglichen Astromoleküle. In einer von Rivilla et al. zitierten Studie von Lattelais und Mitarbeitern wurde festgestellt, daß Glyzin nicht das stabilste C2H5NO2-Isomer ist, was vielleicht der Grund für seine bis jetzt nicht gelungene Entdeckung ist. Rivilla et al. zeigen zwar, daß Glycolamid stabiler ist als Glyzin, stellen aber auch fest, daß die Stabilität eines Isomers nicht unbedingt ein dominierendes Prinzip für die Vorhersage ist, welche Moleküle nachweisbar sind, oder für die Berücksichtigung der relativen Häufigkeit verschiedener Isomere.