G1.9+0.3

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Entdeckung der jüngsten Supernova in unserer Galaxis

X-ray: NASA/CXC/NCSU/S. Reynolds et al.
Radio: NSF/NRAO/VLA/Cambridge/D. Green et al.
Infrared: MASS/UMass/IPAC-Caltech/NASA/NSF/CfA/E. Bressert

Die sich ausdehnenden Reste einer Supernova-Explosion in der Milchstraße sind in diesem zusammengesetzten Bild auf der linken Seite vom Supernova-Überrest G1.9+0.3 zu sehen. Das zu Beginn des Jahres 2007 vom Chandra-Röntgen-Observatorium der NASA gewonnene Bild ist orange, die 1985 vom Very Large Array der NRAO gewonnene Radioauf-nahme ist blau dargestellt. Der Größenunterschied in den beiden Bildern liefert einen klaren Beleg für die Ausdehnung und erlaubt die Zeit zu schätzen, die seit der ursprünglichen Supernova-Explosion (ungefähr 140 Jahre) vergangen ist.

Dies macht die Explosion zur jüngsten Supernova in der Galaxis, wenn man sie im Zeitrahmen der Erde mißt (bezogen auf Ereignisse, wann sie auf der Erde beobachtbar sind). Dies ist der jüngste bekannte Supernova-Überrest in der Galaxis (140 Jahre) und schlägt unter der gleichen Betrachtung leicht den früheren Rekord von Cassiopeia A mit 330 Jahren. Die rasante Ausdehnung und das junge Alter von G1.9+0.3 wurde vor Kurzem durch eine neue Aufnahme durch das VLA zu Anfang des Jahres 2008 bestätigt.

Die ursprüngliche Supernova-Explosion wurde vor ungefähr 140 Jahren im optischen Licht nicht beobachtet, da sie sich nah am galaktischen Zentrum  ereignete und in einem Gebiet mit hoher Dichte an Gas und Staub eingebettet ist. Dies macht die Supernova im sichtbaren Licht ungefähr eine Billion Mal lichtschwächer als wenn sie nicht verdeckt worden wäre. Allerdings durchdringen sowohl Röntgenstrahlung als auch Radiowellen aus dem gebildeten Supernova-Überrest diesen Staub und das Gas leicht.

Rechts ist eine Infrarotaufnahme des Two Micron All Sky Survey (2MASS) gezeigt, in dem die Farben verschiedene Infrarot-Wellenlangen darstellen. Das Zentrum der Galaxie ist der helle rote Fleck oben rechts und die Lage von G1.9+0.3 ist durch eine Box unten links markiert, weniger als zwei Grad entfernt (entsprechend etwa tausend Lichtjahren Entfernung vom galaktischen Zentrum). In dieser 2MASS-Aufnahme sind mehr Sterne zu erkennen als in einer optischen Aufnahme, in der Sichttrübung durch Staub und Gas hervorstechender ist. Man beachte zudem den Unterschied in der Ausrichtung: in der Nahaufnahme von G1.9+0.3 liegt Norden oben und Osten links, während in der 2MASS-Aufnahme Norden links und Osten unten liegt.

Supernova-Überreste entstehen, wenn die durch die Explosion nach außen geschleuderten Trümmer in das umgebende Material einschlagen und eine Hülle aus heißem Gas und hochenergetischen Teilchen erzeugen, die hell im Röntgenlicht, bei Radio- und anderen Wellenlängen Jahrtausende leuchten. Im Fall von G1.9+0.3 expandiert das Material mit nahezu 56 Millionen Kilometer pro Stunde, oder ungefähr 5% der Lichtgeschwindigkeit nach außen, eine beispiellose Expansions-geschwindigkeit für einen Supernova-Überrest. Ein weiterer Superlativ von G1.9+0.3 ist, daß er die energiereichsten Elektronen erzeugt hat, die man je in einem Supernova-Überrest beobachtet hat.

  • Kurzinformation:
  • Scale: Left panel is 5 arcmin across
  • Category: Supernovas & Supernova Remnants
  • Coordinates (J2000): RA 17h 48m 45s | Dec -27° 10´ 00″
  • Constellation: Sagittarius
  • Color Code: X-ray (orange); Radio (blue); Infrared (yellow/white stars)
  • Instrument: ACIS
  • Distance Estimate: about 27,700 light years
  • Release Date: May 14, 2008
  • References: Stephen P. Reynolds et al. “The Youngest Galactic Supernova Remnant: G1.9+0.3The Astrophysical Journal 680, Number 1