Ereignishorizont

Paul M. Sutter in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff

In dieser Serie erkunden wir die sonderbare, doch auch wunderbare Welt der astronomischen Fachsprache! Das Thema heute: Ereignishorizont!

Ein Ereignishorizont ist die ultimative Wand. Er ist eine Grenze, die eine Region des Universums von einer anderen trennt. Diese Trennung ist so vollständig, daß es bei Ereignishorizonten völlig unmöglich ist, daß Ereignisse auf einer Seite der Grenze jemals mit irgendetwas auf der anderen Seite interagieren oder diese beeinflussen.

Ereignishorizonte treten in der Astronomie bei zwei Situationen auf. Die erste betrifft die Kosmologie und die Ausdehnung des Universums. Da sich das Universum mit konstanter Rate ausdehnt, bedeutet dies, daß sich weiter entfernte Objekte immer schneller von uns zu entfernen scheinen. Ab einer bestimmten Entfernung übersteigt dieser Rückzug die Licht-geschwindigkeit. Das ist im Übrigen keine große Sache, da die Beschränkungen der Lichtgeschwindigkeit in der Speziellen Relativitätstheorie nur für Messungen von nahen Objekten gelten.

Dadurch entsteht ein Ereignishorizont. Wenn eine extrem weit entfernte Galaxie jetzt Licht aussendet, wird dieses Licht uns nie erreichen, weil das Licht die Expansion des Universums nicht überwinden kann. Wir können die Galaxie immer noch sehen, zumindest für eine Weile, denn wir schauen auf Licht, das ausgesendet wurde, als die Galaxie näher bei uns war. Danach sind wir vollständig von dieser Galaxie getrennt. Was auch immer dort vor sich geht, wir werden es nie erfahren, und die dort lebenden Außerirdischen werden nie etwas von uns erfahren.

Die andere Situation, die zu Ereignishorizonten führt, sind Schwarze Löcher. Wenn die Materie in ein zu kleines Volumen zusammenfällt, kann nichts einen katastrophalen Gravitationskollaps verhindern, der die Materie in einen unendlich kleinen Punkt, eine sogenannte Singularität, zieht. Die Schwerkraft dieser Singularität ist außerordentlich stark, so stark, daß man von der Singularität, wenn man ihr zu nahe kommt, schneller als mit Lichtgeschwindigkeit angezogen wird.

Dadurch entsteht wiederum ein Ereignishorizont. Jedes Schwarze Loch besitzt einen, und das ist die Grenze, an der die Schwerkraft zu stark wird, um sie zu überwinden. Wenn Sie über den Ereignishorizont hinausfallen, können Sie immer noch von Ereignissen außerhalb des Schwarzen Lochs beeinflusst werden, weil das Licht Ihnen hinterher folgen kann, aber Sie können nichts in der Außenwelt beeinflussen. Man ist abgeschnitten, für immer im Inneren des Schwarzen Lochs gefangen.