Ein halbes Jahrhundert Volkssternwarte Darmstadt e.V.

Es war einmal vor gar nicht langer Zeit (nach galaktischen Maßstäben) in einer kleinen Großstadt auf dem 3. Planeten einer ganz normalen Sonne, dass sich etwa ein Dutzend der Einwohner zusammenschlossen mit dem Ziel, der Allgemeinheit eine Möglichkeit zur genaueren Beobachtung des Himmels und der Sterne zu errichten. Also wurde dafür ein Verein gegründet, der den Namen „Volkssternwarte Darmstadt e.V.“ erhielt. Am 28.4.1969 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister.

Seitdem ist ein halbes Jahrhundert vergangen und vom 3. bis 5. Mai 2019 feierte der Verein dieses Jubiläum. Da der Termin glücklicherweise lange im Voraus bekannt war konnte rechtzeitig mit den Planungen der Aktivitäten für diese Tage begonnen werden. Am Abend des 3. Mai war eine Feier mit Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft vorgesehen. Die beiden folgenden Tage waren als „Tage der offenen Sternwarte“ mit vielen verschiedenen Aktionen für die Allgemeinheit geplant.

Der 3. Mai

Bereits im Laufe des Tages wurde eine der Hauptattraktionen für die folgenden Tage angeliefert: Ein im Maßstab 2:3 erfolgter Nachbau der Apollo-13-Raumkapsel mit ihrem Kommando- & Servicemodul. Diese wurde dank des Entgegenkommens der „Bürgerinitiative Bessungen Ludwigshöhe“ (BBL) auf dem Platz gegenüber der Sternwarte vor dem Ludwigsturm aufgestellt. Da man in das Kommandomodul der Kapsel klettern konnte wurde diese in den beiden folgenden Tagen eine der Hauptattraktionen für kleine und auch große Kinder.

Der Apollo 13-Nachbau
Der Apollo 13-Nachbau
Warten auf den Einstieg in die Kapsel
Astronauten in Spe ?
Astronauten in Spe ?

Am Abend des 3. Mai startete die Veranstaltungsreihe mit einer akademischen Feier, zu der Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft eingeladen waren. Außerdem waren auch einige Vereinsmitglieder zugegen, die den Gästen die Räumlichkeiten und das Instrumentarium der Sterwarte zeigten und auch über das Anliegen und die Aktivitäten des Vereins informierten.

Nach Grußworten des 1. Vorsitzenden Bernhard Schlesier, der Stadträtin Iris Behr in Vertretung des Oberbürgermeisters, von Professor Karlheinz Langanke von der Technischen Universität Darmstadt (TU) und der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) sowie Dr. Rolando Dölling von der Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) wurde den Besuchern ein Gastvortrag durch die Astrophysikerin Dr. Ilka Petermann geboten.

vlnr: Prof. K. Langanke, Frau I. Behr und B. Schlesier
vlnr: Prof. K. Langanke, Frau I. Behr und B. Schlesier
Dr. Ilka Petermann
Dr. Ilka Petermann
Dr. R. Dölling (VdS) und Chr. Klümper (VsDA)
Dr. R. Dölling (VdS) und Chr. Klümper (VsDA)

Die beiden Tage der offenen Sternwarte

Für die beiden folgenden Tage waren viele verschiedene Aktionen vorgesehen. Ein Teil davon war speziell für Kinder geplant. Für Unterstützung der Vereinsmitglieder sorgten Charaktere aus den Star-Wars-Filmen. Dies waren Mitglieder der German Garrison der 501st Legion bzw. der German Base Yavin. Die Sternenkrieger kamen mit perfekten Kostümen und Requisiten und so mancher Besucher war kurzzeitig schon recht verwirrt, welche Gestalten plötzlich auf der Ludwigshöhe zu sehen waren. Es wurden sicher hunderte Fotos von kleinen und großen Kindern mit Darth Vader, Luke Skywalker, Prinzessin Leia und all ihren Begleitern geschossen.

Am Abend des Samstags stand dann das Highlight des öffentlichen Festprogramms auf dem Zeitplan. Die Sternwarte wurde durch den Besuch des Generaldirektors der Europäischen Weltraumorganisation – ESA Dr. Johann-Dietrich „Jan“ Wörner geehrt. Im vollen Vortragssaal nahm er die Zuhörer dann unter dem Titel „Sonne, Mond und Sterne: Space 4.0“ mit auf eine Reise zu den zahlreichen Handlungsfeldern der ESA. Für seinen sehr informativen, aber auch sehr lebendigen Vortrag erhielt er lang anhaltenden Beifall.

Dr. Jan Wörner (ESA)
Dr. Jan Wörner (ESA)
Dr. Jan Wörner (ESA)
Dr. Jan Wörner (ESA)

Im Festprogramm konnten alle aktivitätsbereiche der Sternwarte präsentiert werden. Natürlich waren die Teleskope eine der Hauptattraktionen. Es wurde die Funktionsweise der verschiedenen Fernrohrtypen erläutert, sowie deren bevorzugte Einsatzbereiche. Es gab natürlich die üblichen Fragen zu Vergrößerung, Auflösung, Sichtbarkeit von Objekten usw. die soweit wie möglich beantwortet wurden. Leider war das Wetter an beiden Tagen meist nicht dazu geeignet, die Plattform komplett zu öffnen und die Teleskope für Beobachtungen einzusetzen – mit Ausnahme einiger Baumwipfel.

Ein weiteres Highlight war die Sammlung von Meteoriten unterschiedlicher Größe, Herkunft und Zusammensetzung. Die meisten ausgestellten Meteoriten waren nur einige Zentimeter groß. Besonderen Eindruck machte jedoch ein rund 160 Kilo schwerer Eisenmeteorit, der 1947 im Sikhote – Alin-Gebirge in Ostsibirien gefallen ist und danach benannt wurde.

Die Meteoritensammlung
Die Meteoritensammlung
Vor der Vitrine mit der Meteoritensammlung
Vor der Vitrine mit der Meteoritensammlung
Der Meteorit Sikhote Alin mit "Bewacher"
Der Meteorit Sikhote Alin mit „Bewacher“

Im Vortragssaal wurden mehrmals am Tag Vorträge zu astronomischen Themen angeboten. Ein Teil der Vorträge war explizit für Kinder ausgelegt.

Im Vortragssaal
Im Vortragssaal
Im Vortragssaal
Im Vortragssaal
Im Vortragssaal
Im Vortragssaal

Großen Zuspruch bei den Kindern fand auch die Rakete mit Wasserantrieb.

Gleich startet die Rakete
Gleich startet die Rakete
Und weg ist sie
Und weg ist sie
Ja wo ist sie denn ?
Ja wo ist sie denn ?

In der Bibliothek konnten mittels (freien) Astronomieprogrammen „Reisen“ durch das Sonnensystem mit Landungen auf anderen Planeten wie z.B. dem Mars durchgespielt werden. Auch dies fand bei den jüngeren Besuchern der Sternwarte großen Anklang.

Aus der Bibliothek
Aus der Bibliothek
Aus der Bibliothek
Aus der Bibliothek
Aus der Bibliothek
Aus der Bibliothek

Ein weiteres Angebot für Kinder war das Basteln von drehbaren Sternkarten.

Ebenfalls speziell für Kinder wurde an beiden Tagen eine Sternwartenrallye angeboten: Dies war ein Fragebogen mit 10 Fragen rund um Raumfahrt, Astronomie und Sternwarte wie z.B. „Wie hieß der letzte Besucher auf dem Mond ?“ oder „In welchem Jahr wurde der Verein gegründet ?“. Die Antworten waren in der Sternwarte zu finden. Für richtige Antworten konnten zahlreiche Preise wie z.B. mit einem 3D-Drucker erzeugte Modelle des Mondes sowie astronomische Literatur gewonnen werden. Am Sonntagabend wurden dann noch vier Sonderpreise verlost, darunter ein nagelneues Dobson Teleskop, das von der Firma Teleskop-Technica aus Frankfurt gespendet wurde.

Ein Mond "entsteht" im 3D-Drucker
Ein Mond „entsteht“ im 3D-Drucker
A. Golitschek mit dem ge- spendeten Dobson-Teleskop
A. Golitschek mit dem gespendeten Dobson-Teleskop
Die Gewinner des Teleskops (und B. Schlesier)
Die Gewinner des Teleskops (und B. Schlesier)

Zu allen Veranstaltungen war die Cafeteria der Sternwarte stark frequentiert. Für die insgesamt ca. 800 Besucherinnen und Besucher gab es neben Kaffee und Kuchen auch herzhafte Eintöpfe, Wurst und Kartoffelsalat. Am Ende war alles alle, recht so!

Zwei der guten Geister der Cafeteria
Zwei der guten Geister der Cafeteria
Die Kuchenplatte (vor dem Sturm)
Die Kuchenplatte (vor dem Sturm)
Auch Sternenkrieger brauchen mal ne Pause
Auch Sternenkrieger brauchen mal ne Pause

Uns Vereinsmitgliedern hat es viel Spaß gemacht, unsere Begeisterung für die Astronomie an die vielen Gäste weiterzugeben Einige Besucher sind sogar spontan dem Verein beigetreten worüber wir uns sehr freuen!

Autoren: Wolfgang Grimm, Dr. Stephan Kablitz