Ein Binärsystem aus Weißem und Braunem Zwerg (Originalartikel vom 31.05.2019)

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

(Originalartikel unter www.cfa.harvard.edu)

Aufnahme eines Binärsystems aus Weißem Zwerg – Rotem Riesen (R Aquarii), die zeigt, wie der Weiße Zwerg von dem Mira-Veränderlichen Material verzehrt und Jets ausstößt. Astronomen haben ein viel selteneres Binärsystem aus Weißem und Braunem Zwerg untersucht, in dem der Weiße Zwerg ebenfalls Material akkretieren soll.
ESO / Schmid et al.

Wenn ein Stern wie unsere Sonne alt wird, bei dieser in etwa weiteren sieben Milliarden Jahren, wird er nicht länger in der Lage sein, sein Kernbrennen aufrecht zu erhalten. Mit dann nur noch ungefähr der Hälfte seiner Masse wird er auf den Bruchteil seines Radius schrumpfen und zu einem Weißen Zwerg werden. Weiße Zwerge sind weit verbreitet, und der bekannteste ist der Begleiter des hellsten Sterns am Himmel, Sirius. Ein Brauner Zwerg ist ein mißlungener Stern mit unter rund achtzig Jupitermassen, so klein, daß es diesen an der Fähigkeit fehlt, ihr Inneres auf annähernd zehn Millionen Kelvin aufzuheizen, eine Temperatur, die für Wasserstoffbrennen notwendig ist.

Braune Zwerge als Begleiter normaler (also Hauptreihen-) Sterne sind nicht ungewöhnlich, aber weniger als ein Prozent aller Weißen Zwerge haben einen Braunen Zwerg als Begleiter, da ein Stern auf dem Weg zum Weißen Zwerg die Phase eines Riesen durchläuft, in der jegliche nah gelegenen Begleiter zerrissen werden können. CfA-Astronom Peter Williams gehörte zu einem Team, das mit ultravioletten, sichtbaren und Radio-Beobachtungen das ungewöhnliche Doppelsternsystem NLTT5306 untersuchte, das entdeckt wurde, als Astronomen auf den Überschuss an infraroter Strahlung aufmerksam wurden, die von dem Weißen Zwerg kam. Die Wissenschaftler entdeckten atomare Emissionslinien, die den Schluß zulassen, daß der Weiße Zwerg Material akkretiert, doch da man um den Weißen Zwerg keine Scheibe gefunden hat, folgern sie, daß für den Infrarot-Exzess der Braune Zwerg verantwortlich ist. Ein Magnetfeld, welches das Material kanalisiert, könnte einen möglichen Mechanismus liefern, mit Ausnahme der Tatsache, daß diese Art von Sternen keine starken Magnetfelder besitzen. Um diese Fragen zu klären, überprüften die Autoren denkbare Sternwinde und andere Möglichkeiten, kommen aber zu dem Schluß, daß bei diesem ungewöhnlichen Objekt zusätzliche Messungen erforderlich sind, bevor eine Auswahl an Modellen entwickelt werden kann.

Literatur:

„Signs of Accretion in the White Dwarf + Brown Dwarf Binary NLTT5306“

E. S. Longstaff, S. L. Casewell, G. A. Wynn, K. L. Page, P. K. G. Williams, I. Braker and P. F. L. Maxted

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 484, 2556, 2019

oder

arXiv:1901.05485v1 [astro-ph.SR]16 Jan 2019