Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Astronomen gehen davon aus, daß die meisten Galaxien während ihres Daseins in sehr dichte Begegnungen verwickelt gewesen sind. Galaktische Wechselwirkungen fördern die stürmische Entstehung von Sternen, da gravitative Effekte während dieser Begegnungen das interstellare Gas zu Sternen verdichten. Diese Sternentstehungsausbrüche lassen im Gegenzug die Galaxien aufleuchten und dies besonders bei infraroten Wellenlängen, wobei einige Systeme während der Starbursts Hunderte oder sogar Tausende mal heller als die Milchstraße leuchten. Diese leuchtkräftigen Galaxien werfen nicht nur ein Licht auf die Entwicklung von Galaxien und Entstehung von Sternen, sie wirken als Leuchtfeuer, die über kosmische Distanzen hinweg gesehen werden können und dadurch den Wissenschaftlern helfen, das relativ junge Universum zu untersuchen.
Galaxien tendieren dazu, in Gruppen aufzutreten: so sind zum Beispiel die Milchstraße und ihre Nachbarin Andromeda die beiden massereichsten Mitglieder einer Gruppe von ungefähr vierzig Galaxien, die die „Lokale Gruppe“ bilden und die durch ihre Schwerkraft aneinander gebunden sind. Dicht beieinander stehende und durch die Gravitation gebundene Galaxien haben in ihrer Vergangenheit wahrscheinlich Kollisionen erlebt – oder sogar Verschmelzungen. Nummerische Simulationen deuten darauf hin, daß über die Zeit kleinere Galaxien von größeren Galaxien verschluckt werden, aber diese Modelle werden immer noch perfektioniert.
Kenneth Rines und Alexey Vikhlinin vom SAO haben mit einem Kollegen vermutlich die größte, bis jetzt gesehene Galaxienverschmelzung entdeckt, bei der, wie es scheint, eines der beteiligten Mitglieder nahezu vollständig zerrissen wurde. Der Haufen selbst ist als eine Quelle an Röntgenstrahlung im nicht allzu fernen Universum bekannt – sein Licht ist ungefähr 4 Milliarden Jahre zu uns unterwegs gewesen. Bei der Begutachtung von Bildern der Region im Infrarotbereich, die mit der Infrared Array Camera an Bord des Spitzer-Weltraum-Teleskops gewonnen wurden, entdeckten die Astronomen einen ungewöhnlichen Sternenschweif, der sich über etwa 330.000 Lichtjahre hinzog. Die Auswertung des Sternenlichts deutet darauf hin, daß die Sterne alt sind – nicht jung wie die Sterne, die sich normalerweise bilden, wenn Galaxien zusammenstoßen. Die bei diesem Vorgang abgestrahlte Gesamtmenge an diffusem Licht entspricht in etwa einhundert Milliarden Sonnen und macht dieses Ereignis zur massereichsten Verschmelzung, die je erkannt wurde.