Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Der Orion-Nebel ist einer der schönsten Ansichten am nächtlichen Winterhimmel, sein Gas und sein Staub leuchten durch die intensive ultraviolette Strahlung eines Haufens aus massereichen, jungen Sternen. Mit 1.300 Lichtjahren Entfernung ist der Nebel die zu uns am nächsten gelegene Geburtsstätte massereicher Sterne. Er ist außerdem eine gut untersuchte Region, teilweise, weil Astronomen erkennen, daß die Geburt massereicher Sterne einen Teil der Vorgänge einschließt, durch die alle Sterne entstehen, während ihr Untergang durch Supernovae die reiche Mischung der chemischen Elemente, die in den stellaren Brennöfen entstanden, in den Raum streuen wird, Elemente, ohne die Leben nicht existieren könnte.
Der Orion-Nebel ist dennoch bis jetzt voller Rätsel. Nicht weit entfernt von seinen vier hellen Sternen – dem Trapez – liegt eine leuchtkräftige Gruppe aus drei massereichen Sternen, die mit dem Licht von 100.000 Sonnen scheinen (auch wenn bei sichtbaren Wellenlängen diese Gruppe vollständig durch Staub verdeckt ist). Um diese Gruppe herum und sich wie ein Feuerwerk strahlenförmig über eine Länge von fast einem Lichtjahr nach außen erstreckend, finden sich etwa vierzig eng begrenzte Filamente aus geschocktem Material; ferner enthalten die Filamente Gas, das sich mit Geschwindigkeiten von etwa 483.000 km pro Stunde bewegt. Diese Filamente weisen alle auf einen zentralen Ort nahe bei der Gruppe hin. Die Energie in diesem explosiven Schauspiel wird auf eine Größenordnung von einhundert Billiarden Sonnen geschätzt; etwas anderes in dieser Art ist unbekannt.
Mit dem Submillimeter Array und dessen Möglichkeiten zur genauen Messung der räumlichen Verteilung und Geschwindigkeit haben fünf Astronomen das Gas in den rätselhaften Jets dieser Region untersucht. Sie ermittelten einen Großteil der dreidimensionalen Explosionsstruktur, mit einigen sich auf uns zu bewegenden und einigen sich von uns fort bewegenden Jets. Nicht zuletzt bestimmten sie die räumlichen Beziehungen der Jets zu den geschockten Filamenten und zu der hellen Gruppe, deren Sternkomponenten, wie das Team bestätigte, sich sehr schnell voneinander fort bewegen. Die fünf Astronomen kommen zu einer dramatischen Folgerung, eine, die bereits früher von anderen Astronomen, die diese Region untersuchten, gemacht worden ist: vor etwa 500 Jahren hat eine gewaltige, wie auch immer geartete Explosion den großen Cluster zerrissen, treibt die drei Sterne der Gruppe auseinander und katapultiert die Materiefilamente und -jets nach außen. Was die Katastrophe auslöste ist unbekannt, aber, obwohl das Phänomen bis heute einzigartig ist, es könnten ähnliche Ereignisse für energetische Aktivitäten in anderen Galaxien verantwortlich sein, die aber zu weit entfernt sind, um sie im Detail zu untersuchen, so wie es in Orion möglich ist.