Der Kern eines Kugelsternhaufens

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine optische Aufnahme des Kugelsternhaufens Messier 30. Astronomen am CfA haben Sterne dicht am Zentrum von M30 untersucht und fanden einen Röntgenstrahlung emittierenden Doppelstern, bei dem einer der beiden ein Neutronenstern ist. Aufnahme mit freundlicher Genehmigung des National Astronomical Observatory of Japan

Kugelsternhaufen sind eine annähernd kugelförmige Ansammlung von Sternen, die in manchen Fällen bis zu einer Million Sterne beheimaten, die gravitativ in Gruppen aneinander gebunden sind, deren Durchmesser nur einige zehn Lichtjahre groß sein können. Im Vergleich dazu ist der unserer Sonne am nächsten gelegene Stern ungefähr vier Lichtjahre entfernt. Sternhaufen sind üblicherweise in den äußeren Regionen der Galaxien beheimatet. Die Milchstraße wird von etwa 200 Kugelsternhaufen umkreist. Die Sterne in Kugelsternhaufen sind stark auf die Zentren hin konzentriert, wo sie in komplexen Bewegungen herumschwirren, abhängig von der Schwerkraft. Kugelsternhaufen sind alleine schon deshalb von Interesse, da sie einige der ältesten bekannten Sterne beheimaten. Darüber hinaus helfen sie den Astronomen zu enträtseln, wie sich Galaxien entwickeln, da Zusammenstöße von Galaxien an der Tagesordnung zu sein scheinen und Kugel-sternhaufen an diesen Wechselwirkungen an leicht zu störenden Orten in den galaktischen Halos beteiligt sind. Kugelsternhaufen stellen ein wichtiges Laboratorium zur Untersuchung der Stern-entwicklung zur Verfügung, da ihre zahlreichen, doch isolierten Sternpopulationen in sich etwa das gleiche Alter besitzen. Und nicht zuletzt sind Kugelsternhaufen wegen ihrer sehr großen Sterndichte wichtige Orte, um zu untersuchen, wie Sterne miteinander wechselwirken.

Messier 30 ist ein Kugelsternhaufen der Milchstraße und ist einer von nur etwa einundzwanzig Kugelsternhaufen, die Hinweise auf eine außerordentlich hohe Dichte in ihren Zentralbereichen liefern – vielleicht Hunderttausende Sonnenmassen in einem Volumen von einem Kubiklichtjahr und damit eine der dichtesten Umgebungen in der Galaxis. In solch einem vollgestopften Raum ist zu erwarten, daß Sterne häufig aufeinander einwirken. Die Astronomen Jonathan Grindlay und Peter Edmonds haben mit drei Kollegen neue Daten des Chandra-Röntgenobservatoriums mit optischen Aufnahmen des Hubble-Weltraum-Teleskops und erdgebundener Einrichtungen zusammengeführt und drei Sterne aufgespürt und untersucht, die nur wenige Zehntel eines Lichtjahres vom innersten Bereich und weitere sechs Sterne, die nur etwa eineinhalb Lichtjahre vom Kern entfernt sind.

Die Astronomen stellen fest, daß eine dieser Quellen in Wirklichkeit ein Doppelsternsystem ist, in welchem einer der beiden Sterne ein Neutronenstern ist: das kleine, kompakte Objekt bleibt übrig, nachdem eine bestimmte Art eines massereichen Sterns in einer Supernova explodiert. Die überwiegend aus Neutronen bestehenden Neutronensterne sind rund einhundert Billionen Mal dichter als Wasser. Modelle von Kugelsternhaufen lassen vermuten, daß, wenn Sterne in überbe-völkerten Zentralregionen aneinander vorbeifliegen, sie bisweilen zu einem Doppelsternsystem zusammenfinden. Das neuentdeckte Binärsystem könnte gerade solch ein Doppel sein. Außer der aufschlußreichen neuen Erkenntnis über den Zentralbereich eines Kugelsternhaufens helfen die Ergebnisse zudem, Modelle zu stärken und weiterzuentwickeln, wie Sterne miteinander und mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung treten.