Ein gewaltiger Quasarjet

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine Röntgenaufnahme des riesigen Jets von dem entfernten Quasar PKS 1127-145. Die Farben zeigen die Röntgenhelligkeit des Jets an; die Konturlinien geben den Umriß der Radioemission des Jets wieder. SAO-Astronomen entdecken, daß die Röntgenstrahlung aus dem Kern des Jets kommt, die Radiostrahlung von einer äußeren Hülle.

Quasare sind Galaxien mit massereichen Schwarzen Löchern in ihren Kernen, um die herum gewaltige Mengen an Energie abgestrahlt werden – Quasare gehören zu den leistungsstärksten Energiequellen, die man kennt. Aus dem Zentrum von ungefähr 10% der Quasare strömen, wie kosmische Laserstrahlen, energiereiche Jets aus Elektronen und anderen subatomaren Teilchen, die sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegen. Quasare sind mysteriös. Niemand weiß mit Sicherheit zu sagen, wie sie entstehen, wie sie sich mit der Zeit entwickeln oder wie ihre enormen Energien erzeugt werden. Da sie so hell sind, kann man Quasare sehen, auch wenn sie sehr weit entfernt liegen. Diese Kombination aus hochenergetisch und in kosmischen Distanzen lokalisiert, macht Quasare so interessant für Astronomen, die versuchen, die Natur der Schwarzen Löcher (unsere eigene Galaxis hat eines in ihrem Zentrum) und die Bedingungen im frühen Universum, welche die Bildung dieser Monster auslösten, besser zu verstehen.

Die Jets, die aus den Regionen um Schwarze Löcher abströmen, strahlen gewöhnlich über einen großen Wellenlängenbereich, einschließlich dem der Röntgenstrahlung. Mit fünf Kollegen haben die SAO-Astronomen Aneta Siemiginowska und Daniel Harris das Chandra-Observatorium ge-nutzt, um einen der längsten bekannten Röntgenjets zu untersuchen. Der Jet erstreckt sich über eine Million Lichtjahre – weitaus länger als der Durchmesser der Milchstraße – und kommt aus dem Zentrum eines Quasars, der so weit entfernt liegt, daß sein Licht 8.2 Milliarden Jahre be-nötigte, um uns zu erreichen, was nahezu Zweidrittel des Alters des Universums entspricht. Das Team stellt fest, daß der Jet bei Röntgenwellen deutlich anders aussieht als bei Radiowellen. Aus ihren Analysen schließen die Astronomen, daß die bislang für Jets vorgeschlagenen einfachen Modelle nicht der Realität entsprechen: die Röntgenstrahlung scheint zweifelsfrei aus dem Jet zu kommen, während die Radioemission aus einer anderen Region stammt, einer „Hülle“ um den Jet. Hinzu kommt, daß es Hinweise auf unregelmäßige Jetaktivitäten gibt, die Verdickungen und andere Strukturen erzeugen. Die neuen Ergebnisse helfen nicht nur zu verstehen, was in diesem dramatischen Fall vorgeht, sie lassen auch vermuten, daß ähnliche Prozesse tatsächlich in vielen Quasarjets am Werk sein können.