Das Whipple-Teleskop untersucht Gammastrahlenausbrüche

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Gammastrahlenausbrüche (GBRs = Gamma Ray Bursts), die hellsten Ereignisse im bekannten Universum, sind hochenergetische Lichtblitze, die etwa einmal am Tag auftreten, zufällig und über den ganzen Himmel verteilt. Während eines Ausbruchs ist er millionenfach heller als eine ganze Galaxie. Astronomen sind darauf aus, die Natur dieser Ausbrüche zu enträtseln, nicht nur wegen ihrer beispiellosen Energien, sondern weil ihre ungeheure Helligkeit es auch ermöglichen sollte, über alle kosmischen Entfernungen und Zeitalter hinweg gesehen zu werden.

Indizienbeweise über GRBs legen bis heute den Schluß nahe, daß Strahlung von den gewaltigen Explosionen gebündelt ist (das heißt, die Strahlung wird nicht gleichförmig in alle Richtungen abgestrahlt) und das Stöße durch sich ultraschnell bewegende Teilchen viel von der Emission er-zeugen. Einige Modelle sagen voraus, daß Stunden oder Tage nach der eigentlichen Explosion durch die Stoßaktivität mehr Gammastrahlen erzeugt werden; von einem Teil dieser Strahlung wird vermutet, eine besonders hohe Energie zu besitzen, Hundertausende mal mehr als beispiels-weise bei der medizinischen Röntgenstrahlung.

Zwei Astronomen am SAO, Deirdre Horan und Trevor Weeks, leiteten eine Gruppe von neun-undfünfzig Wissenschaftlern bei einer Studie zu Gammastrahlenausbrüchen mit Hilfe des Zehn-Meter-Whipple-Teleskop am Mt. Hopkins in Arizona, das als eine der wenigen Einrichtungen weltweit in der Lage ist, solch sehr hochenergetische Strahlung zu untersuchen. Wenn von einem Satelliten ein GRB-Ereignis entdeckt wurde, löste die durch E-Mail erfolgte Bekanntgabe einen hektischen Betrieb am Teleskop aus; schließlich verblassen Ausbrüche schnell und mutmaßliche Nachbeben könnten nur einen Tag andauern. Das Whipple-Teleskop ist im Wesentlichen fähig, innerhalb von drei Minuten zu jedem Punkt am sichtbaren Himmel zu schwenken sowie diesen anzuvisieren; seine schnelle Reaktionsfähigkeit macht es für die GRB-Forschung perfekt. Über einen Zeitraum von siebzehn Monaten, das Jahr 2003 mit umfassend, untersuchte das Teleskop sieben verschiedene GRBs. Obwohl es keinerlei höchstenergetische Strahlung bei diesen sieben GRBs entdeckte, konnte es dank seiner Genauigkeit einigen Modellen über GRBs sinnvolle Be-schränkungen auferlegen und Techniken für zukünftige Beobachtungen verfeinern. Wenn man bedenkt, daß GRBs die energiereichsten Phänomene im Universum hervorbringen, ist zu er-warten, daß Untersuchungen bei diesen höchsten Energien helfen werden, unser Verständnis der Physik und der Natur von Materie unter extremen Bedingungen weiterzuentwickeln.