Cyanallen-Radikal (HC4N)

(Originalartikel unter https://www.astrochymist.org)

Von der Entdeckung des linearen Radikals HC4N (Abb. 1a) in IRC +10216 berichteten Cernicharo et al. 2004, eine weitere unter den zahlreichen, mit dem 30-Meter-Teleskop am IRAM gemachten Entdeckungen. Ein Dutzend Rotationsübergänge wurden für das lineare HC4N beobachtet; gleichzeitig durchgeführte Suchaktionen nach zwei zusätzlichen Isomeren mit verzweigter und zyklischer Struktur waren erfolglos. Die Erstentdeckung des linearen HC4N ist bis heute nicht bestätigt worden.

Moleküle der Formel HCnN mit geradem n sind Triplett-Radikale. Das erste Mitglied der Reihe, HC2N, wurde 1991 entdeckt und ist eher abgewinkelt als linear. Keine Verbindung mit n > 4 ist gegenwärtig im ISM identifiziert. HC4N besitzt, wie die folgende Abbildung zeigt, einfach besetzte Orbitale im πx– und πy-System.

x2
x2
x1

X

X

X

Das 2πx2-Orbital zeigt, daß zwischen C1 und C2 eine π-Bindung vorliegt, doch auch zwischen C2 und C3 gibt es einen kleinen π-Bindungsanteil. Demnach kann man die Bindung in HC4N als Resonanz zwischen den beiden in der linken Abbildung gezeigten Strukturen ansehen, wobei jedoch die obere Anordnung überwiegt. Die einfach besetzten 3π-Orbitale sind damit vereinbar: die größte Aufenthalts-wahrscheinlichkeit der Elektronen liegt bei C3, doch eine gewisse Aufenthaltswahrscheinlichkeit bei C1 ist auch gegeben.