Auf Perseidenjagd im Vogelsberg

Jedes Jahr um den 12. August durchquert die Erde bei ihrem Umlauf um die Sonne die Staubspur des Kometen 109P/Swift-Tuttle. Staubteilchen treffen mit hoher Geschwindigkeit auf die Erdatmosphäre und bringen Luftmoleküle zum Leuchten – wir sehen „Sternschnuppen“.

Da sie aus Richtung des Sternbild Perseus kommen, wird der Meteorstrom Perseiden genannt (ausgesprochen „Persaiden“).

Unter optimalen Bedingungen sollen bis zu 100 Meteore pro Stunden sichtbar sein. Für den 14. August 2021 (06:00-09:00 UT) wurde aus Kanada sogar ein Maximum von 200 Perseiden berichtet.

Beschriftete Aufnahme mit Radiant der Perseiden (links unterhalb des Doppelsternhaufen h/chi Persei). [C.Roßberg]

Im Jahr 2021 lag das Maximum des Meteorstroms wenige Tage nach dem Neumond. Im Vogelsberg begann die astronomische Nacht gegen 23:30 Uhr und endete gegen 03:30 Uhr. Ideal für ausgiebige Deep-Sky Beobachtungen und den entspannten Blick in die Milchstraße um Sternschnuppen zu sehen.

2.226 Aufnahmen mit 24mm Objektiv und Nachführung

In der Hoffnung einige Sternschnuppen fotografisch festzuhalten, ließ ich an mehreren Nächten meine Kamera (EOS 6Da) mit 24mm Objektiv (abgeblendet auf f/2,8) auf eine EQ6R-Pro Montierung laufen. Als ideale Belichtungszeit stellten sich 30 Sekunden bei ISO1600 heraus. Die Mitte des Sichtfelds von ca. 73,7° x 53,1° richtete ich ungefähr auf den Doppel-Sternhaufen h/chi Persei in der Nähe des Radianten aus.

Mit den bloßem Augen habe ich viele Sternschnuppen überall am Himmel gesehen, aber nur wenige davon sind durch das Sichtfeld meiner Kamera geflogen. Leider war es im gesamten Zeitraum meist dunstig und in der Nacht zogen oft Wolken auf bzw. durch.

Die folgend Tabelle zeigt die Aufnahmen pro Nacht und die Anzahl Perseiden in der Region um den Radiant.

Nacht Zeitraum Aufnahmen Anzahl Perseiden Sichtbedingungen / Notizen
8.-9.23:44 – 02:53 (3,6h)654 x 20s8Leichter Dunst, später bewölkt
9.-10.23:14 – 02:32
(3,0h)
363 x 30s7Zunächst Dunst, später gute Transparenz
10.-11.Total bewölkt
11.-12.22:49 – 02:13
(3,1h)
374 x 30s6Leichter Dunst, später Wolken aber gute Sicht in den Wolken-Lücken.
12.-13.23:47 – 03:29
(3,4h)
409 x 30s15Zunächst sehr stark bewölkt, ab 02:30 Uhr phasenweise wolkenlos.
13.-14.22:33 – 03:33(426 x 30s)9Geringer Dunst, gute Sicht. Aufnahme verschiedener Himmelsausschnitte (z.B. oberhalb oder neben dem Radiant)

Erstellen des Komposit

Zunächst habe ich 164 Aufnahmen vom 10.8. als Hintergrundbild mit PixInsight gestackt, Lichtgradienten entfernt sowie das Histogramm und die Sättigung bearbeitet.

Dann schaute ich sämtliche Aufnahmen mehrfach durch um Perseiden zu finden. Flugzeugspuren waren deutlich zu erkennen. Aber so mancher Satellit oder Satelliten-Flair sah einem Perseid sehr ähnlich. Letztendlich konnte ich diese in hoher Vergrößerung entlarven: Durch ihren sehr gleichmäßigen Verlauf, den metallisch/weißen Glanz oder den Überflug auf mehreren Bildern

Ein Perseid ist in der Regel nur auf einer Aufnahme zu sehen, ist dicker als eine Satellitenspur und ändert auch seine Breite. Er hat grüne oder manchmal auch leicht braun-rote Farbanteile und kommt aus Richtung des Radianten.

Da ich die Kamera jeden Abend neu mit einem Kugelkopf auf die Montierung gesetzt habe, waren die Himmelsausschnitte der einzelnen Abende leicht abweichend. Und dann war da noch der Anspruch, dass die Perseiden genau an der richtigen Stelle über dem Hintergrundbild liegen sollten. Mit Pixinsight habe die Aufnahmen mit Persieden am Referenzbild des Hintergrundbild ausgerichtet und im Batch bearbeitet (Weißabgleich, Histogramm, Sättigung).

Das Hintergrundbild habe ich in GIMP geladen und danach jede einzelne Perseiden-Aufnahmen als neue Ebene eingefügt und den Perseid freigestellt.

Beim nächsten Mal wird alles besser

Bei zukünftige Sternschnuppen-Aufnahmen werde ich auf jeden Fall ein Objektiv mit geringerer Brennweite einsetzen, um einen größeren Himmelsausschnitt abzudecken. Falls wir mit mehreren Hobby-Astronomen fotografieren, sollte jeder einen anderen Himmelsausschnitt aufnehmen, um ein größeres Feld abzudecken.

Sollten es die Sichtbedingungen zulassen, werde ich insbesondere am Tag des Maximums von Beginn der astronomischen Dämmerung am Abend bis zum Ende der astronomischen Dämmerung am Morgen fotografieren. Denn erst gegen 3:00 Uhr steht der Radiant ca. 50° in Ost-Nordost über dem Horizont. Ein höher gelegener Standort mit weniger Dunst am Horizont wäre ebenfalls ideal.

Komposit mit 45 Perseiden aufgenommen vom 8.8. bis 14.8.2021 von Christian Roßberg

Christian Roßberg, 21.8.2021