Asymmetrische Struktur im supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Galaxis

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Ein bei mehreren Wellenlängen aufgenommenes Bild des Sternenfelds um Sagittarius A*, dem supermassereichen Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße (Sgr A* ist ein kaum erkennbarer Fleck in der Mitte dieses großen Himmelsausschnitts). Astronomen haben eine Reihe von Teleskopen für den Millimeterwellenbereich genutzt, um eine kleine Asymmetrie zu messen, die mit dem Schatten des Schwarzen Lochs in Verbindung stehen könnte. NASA

Der Anwärter auf ein supermassives Schwarzes Loch im Zentrum unserer Galaxis (verbunden mit der Radioquelle Sgr A*) ist ein Spitzenkandidat bei der Untersuchung der physikalischen Phänomene, die mit der Akkretion auf ein supermassereiches Schwarzes Loch verbunden sind. Man vermutet, daß Sgr A* mit einer besonders niedrigen Rate Materie akkretiert; vergleichbare Situationen in Röntgen-Doppelsternen legen nahe, daß ein Jet existieren kann; dies macht es schwierig, ein in sich vollständig widerspruchfreies Modell auszuarbeiten, das gleichzeitig das Spektrum, die Änderungen, die Größe und Form des Schwarzen Lochs erklärt. Da Sgr A* das mit Abstand nächstgelegene Schwarze Loch ist, sollte seine Winkelausdehnung (der von seinem Schatten geworfene Ereignishorizont) von allen bekannten Kandidaten für ein Schwarzes Loch den größten Betrag besitzen. Es wird dadurch zum Spitzenkandidaten für Untersuchungen, die Langbasisinterferometrie mit mm-Wellen nutzt, die imstande sind, eine räumliche Auflösung zu erreichen, die mit der erwarteten Schattengröße vergleichbar ist.

Der CfA-Astronom Shep Doeleman gehörte einer Gruppe von zweiundzwanzig Astronomen an, die drei weit auseinander liegende Teleskope für den Millimeterwellenbereich, das Very Long Baseline Array, das Robert C. Byrd Green Bank Telescope und das Large Millimeter Telescope Alfonso Serrano, kombinierte, um zu versuchen, den Schatten von Sgr A* abzubilden. Ihre Beobachtungen wurden während eines Abends im Mai 2015 durchgeführt und die Daten der Teleskope wurden untersucht, um die Geometrie zu ermitteln.

Die Wissenschaftler fanden Hinweise auf eine asymmetrische Form – eine winzige Ausbuchtung, die nur wenige AE aus der zentralen Quelle herauszuragen scheint (eine Astronomische Einheit ist die durchschnittliche Entfernung der Erde von der Sonne). Dieses vorläufige Ergebnis könnte auf Streuung der Strahlung durch interstellares Material zurückzuführen sein, es könnte aber auch mit dem Schwarzen Loch selbst in Verbindung stehen. Andere Beobachter haben berichtet, einige vergleichbare Asymmetrien entdeckt zu haben, aber das Bild bleibt unklar. Dennoch ist das neue Resultat ein Schritt nach vorne und mit künftigen Beobachtungen wird man versuchen, die gegenwärtigen Schlußfolgerungen weiterzuentwickeln und auszubauen.

Literatur:

„Asymmetric structure in Sgr A* at 3 mm from closure phase measurements with VLBA, GBT and LMT“

Brinkerink, Christiaan D., et al

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 462, 1382–1392 (2016)