Astronomie ohne Teleskop – Außerirdischer Bergbau

Von Steve Nerlich in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff
Forgan und Elvis haben Vermutungen darüber angestellt, welche Art von Beobachtungsdaten über entfernte Planetensysteme auf die Anwesenheit einer außerirdischen Zivilisation hinweisen könnte; in diesem Fall der Bergbau auf Asteroiden. Sie kommen jedoch zu dem Schluß, daß die meisten Folgen dieser Aktivitäten nur schwer von natürlichen Phänomenen zu unterscheiden sein dürften.
Aber sind wir nicht wieder zu anthropozentrisch durch die Annahme, daß intelligente außerirdische Aktivität irgendwie der menschlichen Aktivität ähnlich ist?
Gegenwärtig – abseits von Radioübertragungen oder anderen Wellenlängen, bei denen künstliche und vermutlich intelligente Inhalte transportiert werden – vermutet man, daß folgende Anzeichen auf die Anwesenheit einer außerirdischen Zivilisation hinweisen könnten:

  • atmosphärische Verunreinigungen wie Chlorfluorkohlenstoffe – die, anders als Methan oder molekularer Sauerstoff, produziert werden müssen und nicht durch biologische Abläufe hervorgebracht werden
  • Zeichen von Antriebssystemen
  • Stellare Techniken, bei denen die Lebensspanne eines Sterns künstlich verlängert wird, um die lebensfreundliche Zone seines Planetensystems aufrecht zu erhalten
    und
  • Dyson-Sphären, oder wahrscheinlicher ihre Abkömmlinge, die Dyson-Schwärme.

Vielleicht kann man dieser Liste Asteroiden-Bergbau hinzufügen, der unter Umständen eine Menge an Staub und Trümmer um einen Stern verursachen könnte, in einer von der Erde aus meßbaren Größenordnung.
Zurzeit herrscht ein großes Interesse an Trümmerscheiben um andere Sterne. Die Trümmerscheiben sind nachweisbar, wenn sie durch den Stern, um den sie kreisen, erwärmt werden und dann diese Wärme bei infraroten und Sub-Millimeter-Wellenlängen abstrahlen. Für die etablierte Wissenschaft können Beobachtungen von Trümmerscheiben einen weiteren Weg zum Aufspüren von Exoplaneten anbieten. Es könnte sich sogar herausstellen, daß die Anwesenheit einer Trümmerscheibe streng mit der Existenz felsiger, erdähnlicher Planeten in solch einem System zusammenhängen.
Verlassen wir einmal den traditionellen Weg. Nehmen wir an, wir könnten letztlich repräsentatives Datenmaterial über die Eigenschaften einer Trümmerscheibe zusammenstellen, einschließlich ihrer aus photometrischen und spektroskopischen Analysen abgeleiteten Dichte, Körnigkeit und Chemie. Damit könnte es möglich werden, ungewöhnliche Trümmerscheiben zu entdecken, die außerirdische Bergbauaktivitäten anzeigen könnten.
Zum Beispiel könnten wir ein beträchtliches Defizit an bestimmten Elementen (sagen wir Eisen oder Platin) feststellen, da die Außerirdischen diese Elemente abgebaut haben – oder wir könnten eine ungewöhnlich feine Körnigkeit in der Scheibe sehen, da die Außerirdischen alles bis hinab zu den feinen Partikel eingesammelt haben, bevor sie mit dem Abbau von dem, was sie suchten, begonnen haben.
Solch ein Fund würde auf die Anwesenheit einer Zivilisation hinweisen, die eine viel fortschrittlichere Technologie besitzt als wir – eine Kardashev-Zivilisation der Stufe 1 scheint da wahrscheinlich. Es ist daher kaum vorstellbar, daß der einzige Anhaltspunkt ihrer Anwesenheit ein wenig ungewöhnlicher Staub sein sollte. Da muß man ernsthaft fragen: eine Kardashev-Zivilisation der Stufe 1 ohne Radio!?
Und es ist sicher gleichermaßen vernünftig anzunehmen, daß Außerirdische, die technologisch so fortgeschritten sind, um Asteroiden-Bergbau zu betreiben, dies auch mit einer leistungsfähigen Technik durchführen, welche nicht irgendwelche Trümmer zurücklassen würde.
Mit Hilfe der irdischen Schwerkraft ist es relativ leicht, an das Gewünschte zu gelangen. Man sprengt einfach große Felsbrocken und da nun einmal alle Trümmer zum Boden zurückfallen, kann man sie im Anschluß für eine zweite „Förderung“ durchsehen.
Folgt man diesem Denkansatz, erzeugt man bei einem Asteroiden ein treibendes Trümmerfeld, das für Raumschiffe eine Gefahr darstellen könnte und zudem die Möglichkeit einer zweiten Förderung ausschließt. Da ist es besser, unter einem schützenden Dach Bergbau zu betreiben oder einige sich selbst vermehrende Nanobots zu schicken, die einen mit dem gewünschten Material angereicherten Felsbrocken aussortieren und den Rest intakt zurücklassen.
Ziehen wir die außerirdische Karte, könnten wir auch alles andere darauf setzen.
Weiterführende Literatur (im Internet zu finden unter):
arXiv:1103.5369v1
Duncan H. Forgan and Martin Elvis
Extrasolar Asteroid Mining as Forensic Evidence for Extraterrestrial Intelligence (2011)