Wetter auf dem Mars

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Optische Aufnahmen der Marsoberfläche im Abstand von zwei Tagen. Die Bilder entstanden mit der Mars Orbiter Kamera während eines Staubsturms.


 
Der Mars Global Surveyor (MGS) ist eine Mission der NASA, der im September 1997 den Mars erreichte und neun Jahre lang den Planeten alle zwei Stunden auf einer polaren Umlaufbahn (über Nord- zum Südpol hinweg) in einer Höhe von 400 Kilometer umkreiste. Der MGS ging im November 2006 verloren. Er beförderte eine Ausstattung aus fünf Instrumenten, die entwickelt wurden, um die gesamte Marsoberfläche, die Atmosphäre und sein Inneres zu untersuchen; ihre Datensätze haben Astronomen mit einer Flut an Informationen über Klima und Atmosphäre des Mars versorgt. Die Ergebnisse sind nicht nur für Marsforscher von Interesse. Wenn Astronomen neue extrasolare Planeten entdecken und Meteorologen ihre irdischen Atmosphärenmodelle auf Realitätsnähe testen, liefern die Ergebnisse der meteorologischen Untersuchung eines weiteren Planeten neben der Erde eine wichtige Vergleichsbasis.
Die SAO-Astronomin Helen Wang hat mit David Hinson von der Stanford University mittels der Mars Orbiter Camera (MOC) an Bord des Mars Global Surveyor das Wetter auf der nördlichen Marshemisphäre in der Zeit von der Sommer- bis zur Wintersonnenwende 2005 im Detail untersucht. Die MOC fertigte täglich Weitwinkel-Aufnahmen vom Mars, die den Wetteraufnahmen der Erde ähnlich waren (sie nahm auch einige Telebilder auf) und lieferte eine ununterbrochene Chronik des Wetters auf dem Mars. Die Telelinse war in der Lage, Bilder von Objekten in der Größenordnung bis hinab zu 0.5 m Durchmesser zu gewinnen.
Die Astronomen berichten in der Ausgabe 206 des Magazins Icarus über Staubstürme während dieser Beobachtungsperiode. Sie kombinierten Bilddaten der MOC mit Ergebnissen der Radiobedeckungen (als die MGS-Umlaufbahn das Raumfahrzeug von der Erde aus gesehen hinter die Atmosphäre brachte), um mehrere wichtige neue Schlußfolgerungen über das Wetter auf dem Mars zu erzielen. Sie entdeckten, daß steile Druckgradienten in der nördlichen Marshemisphäre, und insbesondere die kennzeichnenden Wirbel, die sich entlang der Ränder dieser Druckfronten entwickeln, die Staubstürme in zuvor unerwarteter Weise stark beeinflussen. Zudem fanden sie, daß Kohlendioxideis in hohen Breitengraden, indem es in der Häufigkeit jahreszeitlich bedingt variiert, anscheinend hilft, Staubpartikel aus der Atmosphäre einzufangen und zu entfernen und dadurch die Entwicklung von bestimmten Arten von Staubstürmen zu unterdrücken. Die neuen Ergebnisse vertiefen unser Verständnis über das Wetter auf dem Mars und liefern wichtige neue Einsichten in die Funktionsweise komplexer Wettersysteme unter den Bedingungen, die sich von den irdischen, insbesondere die Rolle der Wirbel mit ihrer Klimabeeinflussung, unterscheiden.