Untersuchung eines Sterns, bevor er geboren ist

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Mit der Infrared Array Camera gewonnenes Falschfarbenbild der dunklen Wolke Lynds 43E und ihrer Umgebung. Das helle Objekt ist ein junger Stern nah bei der dunklen Wolke, die in dieser Aufnahme links liegt, doch sogar bei diesen infraroten Wellenlängen dunkel ist. NASA Spitzer Space Telescope


 
Man vermutet, daß die erste Phase der Entstehung eines Sterns tief im Inneren einer Geburtswolke aus Gas und Staub ihren Anfang nimmt. Zu Beginn ballt sich Material unter dem Einfluß der Schwerkraft zu sogenannten „dichten Kernen“ zusammen; diese sind, da sie optisches Licht absorbieren, am Himmel gelegentlich als schwarze Gebilde gegen einen Hintergrund aus Sternen oder Nebelschleier sichtbar. Mit Hilfe moderner Technologien können Astronomen heute jedoch sowohl die schwache Infrarotabstrahlung des Staubs als auch die Emission im Millimeterbereich von Molekülen im Gas messen. Die Moleküle sind besonders leistungsfähige Meßsonden, da ihre Strahlung ein Untersuchungsmittel für die chemische Geschichte der Wolke, ihres Temperaturaufbaus, ihrer Entwicklungsgeschichte, ihrer inneren Bewegungen und noch vieles mehr liefert.
Astronomen sind insbesondere an den frühesten Stadien dieser dichten Kerne interessiert, noch bevor ein Stern zum Vorschein kommt. Lynds 43E ist einer dieser dichten Kerne und gehört zu den für optisches Licht undurchlässigsten Wolken, die bekannt sind. Ihre Masse, abgeleitet aus Submillimetermessungen, beläuft sich auf etwa 0.8 Sonnenmassen. Sie liegt ziemlich nah bei der Erde, etwa 420 Lichtjahre entfernt im Sternbild Schlangenträger, und steht mit einer weitaus größeren Molekülwolke in Verbindung. Ganz in der Nähe befindet sich zudem ein junger Stern, der passenderweise eine Vergleichsmöglichkeit für Untersuchungen von chemischen Signaturen anbietet.
Vier Astronomen untersuchten die Natur von Lynds 43E und des benachbarten Sterns mit Hilfe von Beobachtungen der Millimeterstrahlung des Kohlenmonoxid-Moleküls und weiterer seltener Moleküle gemeinsam mit der Strahlung von Staub, die von den Infrarotkameras des Spitzer-Weltraum-Teleskops und anderer Einrichtungen gemessen wurden. Sie erstellten aus den Daten Modelle, um die physikalischen Bedingungen sowohl in Lynds 43E als auch dem benachbarten Stern herzuleiten und eine Vorstellung zu erhalten, wie sich die örtliche Chemie entwickelte. Die Forscher liefern ein realistisches Bild davon, wie die verschiedenen Moleküle über Lynds 43E verteilt sind (jedes hat seine eigene charakteristische Verteilung) und wie sich diese Verteilung vermutlich mit der Zeit entwickelt hat. Am Ende kommen sie zu der Folgerung, daß der dichte Kern etwa 2 Millionen Jahre alt ist. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt bei der genauen Aufklärung der allerersten Stadien der Sternentstehung.