Stephan’s Quintett

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Eindringende Galaxie erschüttert eng verbundene Gruppe

X-ray: NASA/CXC/INAF-Brera/G. Trinchieri et al.
Optical: Pal. Obs. DSS

Die turbulenten Wechselwirkungen in der kompakten Galaxiengruppe, die als Stephan’s Quintett bekannt ist, sind oben links zu sehen, wo ein Bild des Chandra-Röntgen-Observatoriums (blau) in ein optisches Bild des Digitized Sky Survey (gelb) einge-setzt worden ist. Gas, durch Schockwellen aufgeheizt und nur mit einem Röntgenteleskop sichtbar, erscheint in der Bildmitte von oben nach unten ausgerichtet als helle, blaue Wolke mit einer Temperatur von ungefähr 6 Millionen Grad Celsius. Das Aufheizen des Gases wird durch die schnelle Bewegung einer eindringenden Spiralgalaxie hervorgerufen, die unmittelbar rechts neben der Schockwelle im Zentrum des Bildes liegt (die mit B bezeichnete Galaxie in der optischen Großfeldaufnahme unten rechts).

Stephan’s Quintett ist ein sehr schönes Beispiel für die stürmische Dynamik in einer kompakten Gruppe. Die Bewegung der Galaxien durch das heiße Gas und der gravitative Zug benachbarter Galaxien reißen kaltes Gas aus den Galaxien und entziehen ihnen dadurch das Rohmaterial, um aus diesem neue Sterne zu bilden. In einigen Milliarden Jahren werden die Spiralgalaxien in Stephan’s Quintett vermutlich in elliptische Galaxien umgewandelt sein.

Während der letzten Milliarden Jahre kann vielleicht zusätzliches Gas aus den Galaxien in der Gruppe herausgerissen und durch Kollisionen aufgeheizt worden sein, wie zum Beispiel das Gas in diesen Bildern. Ein Eindringling, der das Zentrum der Gruppe wenigstens zweimal durchdrungen hat, ist die lichtarme Galaxie C, die in dem optischen Weitwinkelbild zu sehen ist. Die lichtschwächere blaue Wolke im Röntgenbild könnte das Relikt vergangener Kollisionen sein.

Die vier Galaxien A, B, D und E ziehen sich in einer Entfernung von ungefähr 280 Millionen Lichtjahren von der Erde diagonal durch die optische Großfeldaufnahme. Die groß erscheinende Galaxie F im unteren Bild links ist inzwischen als Vordergrund-galaxie in einem Abstand von rund 35 Millionen Lichtjahren erkannt worden; damit ist die Gruppe, welche ursprünglich als Stephan’s Quintett identifiziert wurde, nur ein galaktisches Quartett. Doch wenn man Galaxie C, die sich in der gleichen Entfernung wie die anderen vier Galaxien befindet, hinzunimmt, hat man wieder ein Quintett!

Ginevra Trinchieri vom INAF-Brera-Observatorium in Mailand, Italien, Jack Sulentic von der University of Alabama in Tuscaloosa sowie Dieter Brietschwerdt und Wolfgang Pietsch vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching, Deutschland, sind Mitautoren eines Artikels, der die Chandra-Daten zu Stephans Quintett beschreibt. Die Arbeit ist in der Ausgabe 401 der Zeitschrift Astronomy & Astrophysics erschienen.

  • Kurzinformation:
  • Scale: Composite (upper left) = 2.9 x 2.3 arcmin; Wide field (lower right) = 7 x 7 arcmin)
  • Category: Groups & Clusters of Galaxies
  • Coordinates (J2000): RA 22h 36m 00.00s | Dec +33° 59′ 00.00″
  • Constellation: Pegasus
  • Color Code: X-ray (blue); Optical (yellow)
  • Instrument: ACIS
  • Also Known As: HCG 92
  • Distance Estimate: 280 million light years (redshift z = 0.02)
  • Release Date: May 08, 2003
  • References: G. Trinchieri et al. “Stephan’s Quintet: The X-ray anatomy of a multiple galaxy collisionAstronomy & Astrophysics 401, Number 1