Seyfert-Galaxien

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Seyfert-Galaxien sind normalen Galaxien wie unserer Milchstraße ganz ähnlich, ausgenommen in einer gravierenden Hinsicht: ihr Kern ist unglaublich hell – in einigen Fällen so leuchtkräftig wie 100 Milliarden Sonnen. Im Gegensatz dazu leuchtet das Zentrum der Milchstraße wie etwa 10 Millionen Sonnen. Astronomen vermuten, daß diese gewaltigen Energiemengen im Kern von Seyfert-Galaxien nicht durch normale Sterne erzeugt werden, sondern durch einfallende Materie auf massereiche Schwarze Löcher. Materie, die in Richtung des Umfelds von Schwarzen Löchern fällt, heizt sich auf Grund der Reibung auf und gibt intensiv ultraviolettes Licht ab (zusammen mit Strahlung bei anderen Wellenlängen). Die Milchstraße besitzt in ihrem Zentrum ebenfalls ein massereiches Schwarzes Loch, doch aus Gründen, die nicht wirklich ver-standen sind, ist unser galaktisches Zentrum im Vergleich zu den mit Sternen angefüllten Spiralarmen nicht besonders hell. Am entgegengesetzten Extrem finden sich Quasare, Galaxien, deren Sterne sehr schwach sind – nahezu unmessbar – jedoch strahlen ihre Kerne extrem hell.
Astronomen hegen den Verdacht, daß Seyfert-Galaxien ein Zwischenstadium zwischen diesen beiden Extremen sein könnten. Sie arbeiten daran, die Bedingungen in Seyfert-Galaxien zu verstehen, in der Hoffnung, die Frage zu klären, ob einige normale Galaxien eines Tages als Quasar enden könnten oder nicht. Optische Beobachtungen von Seyfert-Galaxien verraten, daß es sie in zwei Hauptarten vorkommen: eine mit starken Linien angeregter Atome, die andere ohne diese Linien. Eine beliebte Erklärung ist, daß beide Arten von Objekten eigentlich gleich sind, aber eine Scheibe (oder Torus) aus Staub um den aktiven Kern verdunkelt das sichtbare Licht, wenn die Seyfert-Galaxie von der Erde aus in Kantenstellung zu sehen ist. Nach dieser Interpretation spiegeln die verschiedenen Arten von Seyfert-Galaxien ihre unterschiedlichen Ausrichtungen am Himmel wieder.
Sechs Astronomen haben das Spitzer-Weltraumteleskop eingesetzt, um 116 Seyfert-Galaxien, die all die unterschiedlichen bekannten Typen repräsentieren, im Infraroten zu untersuchen. Die Erhebung basiert auf einer gut untersuchten Auswahl an hellen, nah gelegenen Seyfert-Galaxien – aber einer Stichprobe, für die noch nie systematisch Infrarotspektren gewonnen wurden. Bei infraroten Wellenlängen ist die Extinktionswirkung des Staubs geringer und sofern das Bild von der räumlichen Ausrichtung richtig ist, sollten folglich die Infrarotergebnisse nur geringfügige Unterschiede zwischen den Mitgliedern der Stichprobe aufweisen. Das Team schreibt in einer Arbeit, die im Astrophysical Journal veröffentlicht werden soll, daß nicht nur das geometrische Bild von der Ausrichtung weitgehend bestätigt wurde, sondern daß sie aus den Infrarotspektren eine Reihe neuer Untersuchungsverfahren für die physikalischen Bedingungen in den Galaxien ableiteten. Die Ergebnisse helfen zu klären, ob Seyfert-Galaxien tatsächlich ein Zwischenstadium im Dasein vieler Galaxien darstellen.