Sagittarius A*

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Überraschenderweise bilden sich Sterne in der extremen Umgebung um das Schwarze Loch der Milchstraße

X-ray: NASA/CXC/MIT/F.K. Baganoff et al.
Illustration: NASA/CXC/M. Weiss

Chandra’s Bild vom galaktischen Zentrum (links) hat Hinweise auf einen neuen und unerwarteten Weg geliefert, wie sich Sterne bilden können. Eine Kombination aus Infrarot- und Röntgenbeobachtungen zeigt, daß sich eine Ansammlung an massereichen Sternen in einer großen Scheibe aus Gas um Sagittarius A*, dem zentralen Schwarzen Loch der Milch-straße (Darstellung rechts) gebildet hat.

Nach Maßgabe des Standardmodells der Sternentstehung sollten Gaswolken, aus denen sich Sterne bilden, durch Gezeitenkräfte des supermassereichen Schwarzen Lochs auseinandergerissen worden sein. Offensichtlich wiegt die Schwerkraft der dichten Scheibe aus Gas um Sagittarius A* die Gezeitenkräfte auf und ermöglicht, daß sich Sterne bilden. Das Tauziehen zwischen den Gezeitenkräften des Schwarzen Lochs und der Schwerkraft der Scheibe hat zudem die Bildung eines höheren Anteils an massereichen Sternen als normal üblich begünstigt.

Diese neue Art der Sternbildung kann verschiedene Rätsel über supermassereiche Schwarze Löcher lösen, die sich in den Zentren von nahezu allen Galaxien befinden. Wenn die massereichen Sterne als Supernovae explodieren, werden sie die Zentralregionen der Galaxien mit schweren Elementen wie Sauerstoff und Eisen anreichern. Dies kann die beobachteten großen Mengen an solchen Elementen in den Scheiben um die supermassereichen Schwarzen Löcher erklären.

Eine weitere Möglichkeit ist, daß die massereichen Sterne um Sagittarius A* in einem Haufen fern vom Schwarzen Loch entstanden sind und nach innen wanderten. Man würde erwarten, daß sich eine große Zahl an Sternen von geringer Masse in Verbindung mit den massereichen Sternen bilden – das Migrationsmodell sagt vorher, daß ungefähr eine Million Sterne geringer Masse gemeinsam mit den massereichen Sternen zum galaktischen Zentrum gewandert sein sollten.

Chandra-Beobachtungen des galaktischen Zentrums zeigen, daß die erwarteten Sterne von geringer Masse nicht vorhanden sind. Die Folgerung ist, daß sich die massereichen Sterne dort gebildet haben müssen, wo man sie jetzt sieht – um das Schwarze Loch.

  • Kurzinformation:
  • Scale: Left panel is 5.6 arcmin across
  • Category: Black HolesMilky Way Galaxy
  • Coordinates (J2000): RA 17h 45m 40s | Dec -29° 00′ 28.00″
  • Constellation: Sagittarius
  • Color Code: X-ray (Energy): Red (2-3.3 keV), Green (3.3-4.7 keV), Blue (4.7-8 keV)
  • Instrument: ACIS
  • Also Known As: Galactic Center
  • Distance Estimate: about 26,000 light years
  • Release Date: October 13, 2005
  • References: S. Nayakshin and R. Sunyaev “The ‘missing’ young stellar objects in the central parsec of the Galaxy: evidence for star formation in a massive accretion disc and a top-heavy initial mass functionMNRAS: Letters 364, Issue 1