Röntgenstrahlung aus dem Arches Cluster (Originalartikel vom 24.05.2019)

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

(Originalartikel unter www.cfa.harvard.edu)

Ein von Chandra aufgenommenes Kompositbild des heißen, Röntgenlicht abstrahlenden Gases (blauer Einschub) um einen als Arches Cluster bekannten jungen Sternhaufen; dem Bild ist eine Infrarotaufnahme von Hubble der gleichen Region, in dem einige individuelle Sterne erscheinen, überlagert. Das größere rote Bild (vom VLA) zeigt die außergewöhnlichen Filamentstrukturen, die bei Radiowellenlängen sichtbar werden. Astronomen kommen zu dem Schluß, daß es sich bei einem Teil der vom Arches Cluster kommenden Röntgenstrahlung um reflektiertes Röntgenlicht von Flares des supermassereichen Schwarzen Lochs im galaktischen Zentrum handelt.
X-ray: NASA/CXC/Northwestern/F. Zadeh et al.
IR: NASA/HST/NICMOS
Radio: NRAO/VLA/C. Lang

Der Arches Cluster ist ein massereicher Sternhaufen, der im Gebiet des galaktischen Zentrums unserer Galaxis liegt, ungefähr einhundert Lichtjahre vom supermassereichen Schwarzen Loch, Sgr A*, und ungefähr fünfundzwanzigtausend Lichtjahre von uns entfernt. Der Haufen ist der dichteste bekannte Sternhaufen in unserer Galaxis: in einem Volumen mit einem Radius, der dem der Sonne zu ihrem nächsten Nachbarn entspricht, würde der Arches Cluster ungefähr einhunderttausend Sterne beherbergen. Der Cluster enthält mehr als 160 heiße junge O-Sterne, deren ursprüngliche Masse mehr als zwanzig Sonnenmassen betrug.

Die ersten Röntgenbeobachtungen der Region um den Arches Cluster mit Chandra deckten auf, daß er eine starke, helle Röntgenstrahlung aufwies, die durch eine ausgeprägte Emissionslinie von hochionisiertem Eisen gekennzeichnet ist. Die heiße Strahlung um den Kern des Clusters ist auf die massenhaften Zusammenstöße zwischen den starken Winden ihrer massereichen Sterne zurückgeführt worden. Die restliche, nicht von Sternen stammende Strahlung des Clusters, so die Vermutung, sollte von Gas stammen, das durch von außen kommende Röntgenstrahlung, etwa von Sgr A* selbst, oder aber vielleicht vom Beschuß durch kosmischer Strahlung, angeregt wurde. Zwischen 2000 und 2013 zeigten mit dem Röntgensatelliten XMM-Newton durchgeführte Röntgenbeobachtungen des Arches Cluster einen dramatischen Rückgang in der Intensität der Röntgenstrahlung um ungefähr 30%. Die Forscher nehmen an, daß der Rückgang der Röntgenemission im Cluster so abrupt war, daß dies eher von einer Abnahme der Reflektion eines hellen Röntgenflares in Sgr A* herrührt als von einer irgendwie gearteten jähen Änderung der lokalen Bedingungen. CfA-Astronom JaeSub Hong war Mitglied in einem Team, das mit den Satelliten NuSTAR und XMM-Newton versuchte, die Herkunft der Änderungen in der Röntgenemission des Clusters zu verstehen. Ihre Spektralanalyse der Eisenemission führte sie zu der Folgerung, daß die Strahlung zwei getrennte Bestandteile besitzt und sie schlagen vor, daß zwei getrennte, helle Flares von Sgr A* für die Strahlungspeaks verantwortlich waren.

Literatur:

„Investigating the Origin of the Faint Non-Thermal Emission of the Arches Cluster Using the 2015–2016 NuSTAR and XMM–Newton X-ray Observations“

Ekaterina Kuznetsova, Roman Krivonos, Maïca Clavel, Alexander Lutovinov, Dmitry Chernyshov, JaeSub Hong, Kaya Mori, Gabriele Ponti, John Tomsick, and Shuo Zhang

Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 484, 1627, 2019

oder

arXiv:1901.03121v1 [astro-ph.HE] 10 Jan 2019