Riesenmolekülwolken

Paul M. Sutter in Universe Today – Übersetzt von Harald Horneff

In dieser Serie erkunden wir die sonderbare, doch auch wunderbare Welt der astronomischen Fachsprache! Das Thema heute: Riesenmolekülwolken!

Man nennt sie „Wolken“, weil sie, wie viele Dinge im Universum, nur diffuse Klumpen sind. Das Wort „Molekül“ taucht auf, weil sie kalt genug sind, damit sich ihre Elemente zu Molekülen verbinden können. Und schließlich sind sie „Riesen“, weil sie… groß sind. Die kleinsten erstrecken sich nur über etwa ein Dutzend Lichtjahre, aber die größten haben einen Durchmesser von über 650 Lichtjahren.

Die meisten Riesenmolekülwolken (oder in Englisch kurz GMCs für giant molecular clouds) in der Milchstraße sind in einem Bereich zwischen 11.000 und 24.000 Lichtjahren vom Zentrum der Galaxis entfernt zu finden, und fast alle liegen innerhalb der Hauptscheibe. Diese Wolken sind wichtige Orte der Sternentstehung. Jede GMC enthält genug Material, um zwischen 10.000 und 10 Millionen sonnengroße Sterne zu bilden.

Eine einzelne Wolke kann Millionen Jahre überdauern, wenn sie nicht gestört wird. Kommt sie aber einer anderen Wolke zu nahe oder wird sie von einer Supernova-Explosionswelle getroffen, kann sie destabilisiert werden. Wenn dies geschieht, kollabiert die Wolke in sich selbst. Teile der Wolke brechen ab und stürzen weiter zusammen, um schließlich den Embryo zu bilden, der sich zu einem Sternsystem entwickelt. Eine einzelne Riesenwolke kann in Tausende oder sogar Millionen von Einzelsternen zerfallen. Die größten von ihnen erhellen Teile der Wolke, bevor die intensive Strahlung diese vollständig verdampft.

Optisch sind die GMCs nicht sehr auffällig. Sie sind jedoch viel dichter als das durchschnittliche Material – obwohl sie weniger als 1 % des Volumens der inneren Regionen einer Galaxie einnehmen, besitzen sie mehr als die Hälfte der Dichte. Bei dieser Dichte kann das sichtbare Licht sie nicht durchdringen, so daß sie am besten als schwarze Flecken zu sehen sind, die die Hintergrundsterne verdecken. Geläufige Wolken sind die Taurus-Molekülwolke, der Carina-Nebel und die Orion-Molekül-wolke, die alle mit einem guten Amateurteleskop sichtbar sind.