Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Der Satellit Kepler wurde entwickelt, um nach erdgroßen Planeten in der lebensfreundlichen Zone von Sternen zu suchen, in dem er Einbrüche in der Helligkeit eines Sternes mißt, falls ein umkreisender Planet vor der stellaren Scheibe entlangwandert (Transit). Seine empfindliche Kamera beobachtet mehr als 150.000 Sterne in den Sternbildern Schwan und Leier und hat bis jetzt über 5.000 Kandidaten für Exoplaneten gefunden. Doch Kepler zeichnet auch Änderungen im Licht all der anderen Sterne auf, sogar Helligkeitseinbrüche, die nicht von Transits hervorgerufen werden und hat einige rätselhafte Gegebenheiten gefunden. Vielleicht der seltsamste Fall ist KIC 846852, ein sonst normaler, geringfügig größerer Stern als die Sonne, der beträchtliche, unregelmäßige Einbrüche im Strahlungsfluß gezeigt hat, die nur wenige Tage oder auch achtzig Tage andauern und bis zu 20% Abschwächung erreichen. Die Quelle ist bisher in dem Datensatz von Kepler einzigartig. Die unregelmäßige und extreme Natur der Ereignisse schließen planetare Transits aus; andere Vorschläge reichen von einer katastrophalen Kollision zwischen Planeten, die eine Wolke aus abdunkelnden Trümmern freisetzte bis zur Anwesenheit eines gewaltigen, eines von Außerirdischen gebauten Gegenstands, wie etwa eine sogenannte „Dyson-Sphäre“.
Einem Team aus zwölf Astronomen, darunter Mike Dunham, Glen Petitpas und Lars Kristensen vom CfA, fiel auf, daß, falls eine Wolke aus Staubpartikeln in dem stellaren System anwesend wäre, sie auf Grund ihrer warmen Temperatur bei Submillimeter- und Millimeter-Wellenlängen nachweisbar sein sollte. Mit Hilfe von Submillimeter Array und James Clerk Maxwell Teleskop suchten sie nach derartigem Staub. Sie fanden keine Spur davon. Sie können deshalb die Menge an Material auf weniger als ungefähr ein Zehntel der Mondmasse (zumindest in den Regionen, die am wahrscheinlichsten Staub beheimaten) und weniger als zirka acht Erdmassen im ganzen Sternsystem begrenzen. Gemäß den Wissenschaftlern machen solch geringe Mengen an Staub das katastrophale planetare Kollisionsszenario sehr unwahrscheinlich, könnte aber mit dem Bild der vollständigen Auflösung eines Haufens aus ungefähr dreißig Kometen vom Typ des Kometen Halley in Übereinstimmung stehen. Die Ursache für solch ein spektakuläres Ereignis ist jedoch unbekannt und in der Zwischenzeit sind andere vorstellbare Szenarios weiterhin erlaubt, doch geben die neuen Ergebnisse eine verbindliche Grenze für die Menge an staubigem Material um diesen seltsamen und einzigartigen Stern vor.
Literatur:
“Constraints on the Circumstellar Dust around KIC 8462852”
M. A. Thompson, P. Scicluna, F. Kemper, J. E. Geach, M. M. Dunham, O. Morata, S. Ertel, P. T. P. Ho, J. Dempsey, I. Coulson, G. Petitpas, and L. E. Kristensen
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 458, L39–L43 (2016)