In den Wochen um die Sommersonnenwende am 21. Juni ist die Zeit der Leuchtenden Nachtwolken, auch NLC (Noctilucent Clouds) genannt. Hierbei handelt es sich nicht um ein astronomisches Phänomen, jedoch um eine interessante und spontan auftretende Abwechslung in den „Weißen Nächten“.
Während sich normale Wolken in einer Höhe von bis zu ca. 15km Höhe bilden, endstehen Leuchtende Nachwolken oberhalb der Mesosphäre in der Mesopause ab 80km Höhe. Bei Temperaturen von bis zu -130°C bilden sich dort Eiskristalle aus Wasserdampf. Vermutlich regt Material verglühter Meteoriden die Kristallbildung an. Doch warum ist eine Beobachtung nur in den frühen Sommerwochen wahrscheinlich? Der Grund ist, nur im Zeitraum zwischen Juni und August ist die Temperatur in der Mesopause derart gering dass sich diese Eiskristalle bilden können.
Ob sie sich diese gebildet haben und Leuchtende Nachtwolken erscheinen, lässt sich nicht genau vorhersagen. Ein Indikator kann das OSWIN Mesosphären-Radar des Leibnitz Institut für Atmosphären Physik sein. Zeigen sich dort gegen 18:00 UTC (20:00 MESZ) starke Signale, könnte man Glück haben. Oder auch nicht…
Sichtbar werden Leuchtenden Nachtwolken ca. 60 – 90 Minuten nach Sonnenuntergang oder vor dem Sonnenaufgang. Die Sonne muss mindestens 6° unter dem Horizont stehen, damit es auf der Erde bereits dunkel genug ist. Bis zu einem Stand von 16° unter dem Horizont leuchtet die Sonne die Eiskristalle in 80-85km Höhe an. Fein strukturierte Wellen werden sichtbar, die sich langsam verändern. Da die Ozonschicht in 15-30km Höhe das rote Sonnenlicht filtert, erscheinen die Wolken in silbrig-weißer bis bläulicher Farbe.
NLC nach Sonnenuntergang. Aufgenommen am 26.2.2021 auf der Nonroder Höhe (24mm f/2,8 Canon EOS 6D)
NLC nach vor Sonnenaufgang. Aufgenommen am 26.2.2020 bei Herchenrode (24mm f/2,8 Canon EOS 6D)
Wer im Sommer einen späten Abendspaziergang macht oder mit dem Teleskop unterwegs ist, sollte zwischen 22:15 Uhr und 23:30 Uhr Ausschau halten. Nachteulen zwischen 3:15 Uhr und 4:30 Uhr. Mit etwas Glück lassen sich dann Leuchtenden Nachtwolken in Richtung Nord-West bis Nord-Ost, meist in einer Höhe von 5° – 20° über dem Horizont beobachten.
Im Raum Darmstadt war am 21.6.2019 ein riesiges, schönes Display zu sehen, dass sich über Himmelsbereiche weit über den Zenit hinaus erstreckte. Passenderweise war an diesem Abend Sommersonnenwendfeier in der Sternwarte, aber leider hatte niemand eine gute Kamera dabei.
Viel Glück und Erfolg!
Zeitrafferaufnahmen: