Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Da alle kosmischen Objekte sich mit der Zeit entwickeln, ist für Astronomen die Entscheidung manchmal schwierig, ob zwei Quellen, die unterschiedlich zu sein scheinen, in Wirklichkeit doch miteinander in Beziehung stehen, sich aber gerade in verschiedenen Stadien ihres Daseins befinden. Ein Paradebeispiel: Galaxien, die starke Radiostrahlung abgeben. Schon seit sie vor über fünfzig Jahren zum ersten Mal untersucht wurden, ist bekannt, daß sie, vereinfacht gesagt, dazu neigen, in zwei Gruppen zu zerfallen, die sich durch ihre Helligkeit im Radiolicht unterscheiden: entweder sind sie unscheinbar oder sehr hell. Die Probleme liegen darin zu beurteilen, ob diese Galaxien ihrem Wesen nach ähnlich sind, aber auf Grund ihres Alters oder vielleicht unseres Blickwinkels auf sie (da sie scheibenförmig sind, kann abdunkelndes Material in der Ebene die Strahlung blockieren) mit unterschiedlichen Eigenschaften beobachtet werden und wie sie mit anderen, bekannteren, optisch leuchtkräftigen Galaxien wie den Quasaren in Beziehung stehen könnten.
Vier Astronomen untersuchten eine Stichprobe von 44 Radiogalaxien, die aus kürzlich erfolgten Radiodurchmusterungen herausgefiltert wurden. Ihre Leuchtkraft und weitere Merkmale lassen sie als Teil einer einheitlichen Klasse von Radioquellen von geringer Leuchtkraft erscheinen. Die Abmessungen der Radioquellen sind alle kleiner als die der heimatlichen Galaxie. Die Gruppe untersuchte die Beziehung von linearer Ausdehnung und Leuchtkraft, baute dabei auf frühere Untersuchungen an klassischen Radiogalaxien auf und entdeckte, daß als eine Gruppe die neuen Quellen für ihre Größe leuchtschwach sind. Sie bringen zudem vor, daß dies darauf hindeutet, daß die Emission kurzlebig und ein Ergebnis einer aktiven Übergangszeit ist.
Die Wissenschaftler stellen fest, daß aktive Ereignisse wie diese charakteristisch für ein frühes Stadium in der Entwicklung von Radiogalaxien sind, weil sie fragmentieren – aber die Gründe für das Zerbrechen sind bis jetzt nicht klar. Die Bruchstücke wiederum, so die Vermutung der Astronomen, entwickeln sich in die klassische helle Gruppe von Radioquellen. Die Ursachen für diese Vorgänge sind bis jetzt unverständlich, aber die neue Arbeit liefert eine große, homogene neue Stichprobe an Objekten, um die frühen Phasen in der Entwicklung dieser kosmischen Leuchtfeuer aus Radiolicht zu untersuchen. Der recht große Probenumfang erlaubt es, glaubwürdige allgemeine Folgerungen zu erhalten, auch wenn der Natur jeder einzelnen der neuen Radioquellen mehrdeutig sein könnte.