Junge Sternhaufen

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Ein Falschfarben-Infrarotbild eines Clusters junger Sterne, beobachtet mit den Infrarotkameras an Bord von Spitzer. NASA / JPL-Caltech / L. Allen / Harvard-Smithsonian CfA


 
Die meisten Sterne entstehen in Haufen. Kürzlich durchgeführte Untersuchungen nah gelegener Sternentstehungsgebiete zeigen, daß etwa ¾ der jungen Sterne in Gruppen von zehn oder mehr Mitgliedern anzutreffen sind. Die Bildung von Sternen in Haufen steht daher im Zentrum der Frage, wie Sterne gebildet werden. Das Vorkommen der Haufen verdeutlicht die mögliche Rolle vieler weiterer physikalischer Phänomene bei der Entstehung von Sternen, wie zum Beispiel die Auswirkungen großer Gasmengen, die in jungen Haufen immer zu finden sind, oder die unter Umständen zerstörerischen Wechselwirkungen zwischen Sternembryonen in der dicht besetzten Sternwiege. Es ist sogar vermutet worden, daß sich massereiche Sterne durch Verschmelzung von kleinen, benachbarten Sternen bilden.
Seit es möglich erscheint, daß sich unsere Sonne ebenfalls in einem Sternhaufen bildete, blicken Astronomen, die die Geburt von Sternen untersuchen, mit Interesse auf junge Sternhaufen. Die Aufgabe ist jedoch nicht einfach. Junge Sterne in Haufen sind nahezu immer in ihre Geburtswolken eingebettet, in denen große Mengen an Staub das sichtbare Licht abschwächen und umfassende optische Beobachtungen vom Boden aus schwierig gestalten, wenn nicht gar unmöglich machen. Eine Lösung bieten Infrarotkameras an, darunter besonders diejenigen an Bord des Spitzer-Weltraum-Teleskops, das tief in die Staubwolken blicken und sogar lichtschwache, neue Sterne aufspüren kann.
Sechs Astronomen erstellten mit den Infrarotkameras an Bord von Spitzer die erste einheitliche, ausführliche Studie im mittleren Infrarot von 36 sternbildenden Gruppen im Umkreis von etwa 3.000 Lichtjahren um die Erde (die Untersuchung enthält etwa die Hälfte aller Regionen mit Haufenbildung, die bis zu dieser Distanz katalogisiert worden sind). In ihrer Veröffentlichung beschreiben sie die Identifizierung und Klassifizierung von 2.548 jungen Sternen, die nur wenige Millionen Jahre alt sind. Mittels einer statistischen Untersuchung zur räumlichen Verteilung der jungen Sterne innerhalb ihres Haufens, eine von der Gruppe für diese Studie perfektionierte Technik, zeigen die Wissenschaftler, daß sich die meisten Sterne (62% in dieser Studie) in einem von 39 Clustern befinden (manche Region beheimatet mehr als nur einen Haufen). Der mittlere Durchmesser eines Haufens beträgt etwa 1.2 Lichtjahre und die mittlere Entfernung der jungen Sterne liegt bei nur 0.2 Lichtjahren (zum Vergleich: der nächste zur Sonne gelegene Stern ist heute 4 Lichtjahre entfernt). Die neuen Ergebnisse schließen ausreichend Untersuchungsobjekte ein, sodaß die Schlußfolgerungen über einige allgemeine Eigenschaften zur Bildung von Sternen in Clustern als zuverlässig betrachtet werden können.