G292.0+1.8

(Originalarbeit unter https://chandra.harvard.edu)

Stellare Spurensuche mit beindruckendem Bild von Chandra

X-Ray: NASA/CXC/Penn State/S. Park et al.
Optical: Pal.Obs. DSS

Die Folgen des Todes eines massereichen Sterns sind in beeindruckenden Details in diesem neuen Kompositbild von G292.0+1.8 zu sehen. In Farbe ist das Chandra-Bild – bei weitem das tiefste Röntgenbild, das je von diesem Supernova-Überrest erhalten wurde – und in weiß die optischen Daten vom Digitized Sky Survey dargestellt. Obwohl als „Lehrbuch“-Beispiel für einen Supernova-Überrest angesehen, bringt die hier gezeigte komplexe Struktur einige Überraschungen zum Vorschein.

Nah am Zentrum von G292.0+1.8 befindet sich der sogenannte Pulsarwind-Nebel, am einfachsten in hochenergetischer Röntgenstrahlung sichtbar. Dies ist die magnetisierte Blase mit hochenergetischen Teilchen, die den „Pulsar“ umkreisen, der ein sich schnell drehender Neutronenstern ist und, nachdem der ursprünglich massereiche Stern explodierte, zurück-blieb. Das schmale, jetartige, im Bild von Nord nach Süd laufende Gebilde ist vermutlich parallel zur Drehachse des Pulsars ausgerichtet.

Der Pulsar ist geringfügig unterhalb und links des Zentrums von G292.0+1.8 zu finden. Unter der Annahme, daß der Pulsar im Zentrum des Überrests entstand, vermutet man, daß ein Rückstoß der einseitigen Explosion den Pulsar in diese Richtung gestoßen hat. Doch scheint die Stoßrichtung und die Drehrichtung des Pulsars nicht gleichgerichtet zu sein und sich deutlich von den in einigen anderen Supernova-Überresten sichtbaren scheinbaren Rotations-Ausstoß-Anordnungen zu unterscheiden.

Ein weiteres wichtiges Merkmal dieses Überrests ist die lange weiße Linie, die von links nach rechts durch das Zentrum läuft und äquatorialer Gürtel genannt wird. Diese Struktur soll entstanden sein, als der Stern – vor seinem Tod – Material um seinen Äquator herum durch Winde ausstieß. Die Ausrichtung des äquatorialen Gürtels läßt vermuten, daß der Mutter-stern die Drehachse vor und nach seiner Explosion beibehielt.

Ein rätselhafter Aspekt im Bild ist das Fehlen auf Hinweise von dünnen Filamenten mit hochenergetischer Röntgen-strahlung, die wichtige Orte für die Beschleunigung kosmischer Strahlung in Supernova-Überresten sein sollen. Diese Fäden sind in anderen Supernova-Überresten wie Cassiopeia A, Tycho und Kepler zu finden. Eine Erklärung kann sein, daß eine leistungsstarke Beschleunigung überwiegend in sehr frühen Entwicklungsstadien von Supernova-Überresten auftritt und G292.0+1.8, mit einem geschätzten Alter von mehreren tausend Jahren, zu alt ist, um diese Effekte zu zeigen. Cassiopeia A, Tycho und Kepler sind mit einem Alter von einigen hundert Jahren um vieles jünger.

  • Kurzinformation:
  • Scale: Image is 11.5 arcmin per side
  • Category: Supernovas & Supernova Remnants
  • Coordinates (J2000): RA 11h 24m 36.00s | Dec -59° 16′ 00.00″
  • Constellation: Centaurus
  • Color Code: X-ray: Red (0.580-710 & 0.880-950 keV), Orange (0.980-1.100 keV), Green (1.280-1.430 keV), Blue (1.810-2.050 & 2.400-2.620 keV); Optical (white)
  • Instrument: ACIS
  • Distance Estimate: about 20,000 light years
  • Release Date: October 23, 2007
  • References: S. Park et al. “A Half-Megasecond Chandra Observation of the Oxygen-rich Supernova Remnant G292.0+1.8The Astrophysical Journal 670, Number 2