Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Obwohl über 400 extrasolare Planeten heute bekannt sind, die andere Sterne als unsere Sonne umkreisen, sind nahezu all diese Planeten sowohl in der Masse als auch in ihrem Umfang größer als die Erde. Genau genommen sind die meisten von ihnen so groß oder größer als Jupiter. Diese größeren Planeten sind einfacher aufzuspüren, da sie die Bewegungen ihrer Heimatsterne viel offenkundiger stören. Doch Astronomen haben nach erdgroßen Planeten gesucht, da sowohl ein natürliches Interesse an der Untersuchung erdähnlicher Gegenstücke besteht, aber auch, um die Bandbreite von Planetenabmessungen zu erkunden, wie Planetensysteme entstehen und sich entwickeln sowie abzuschätzen, ob die Erde selten oder weit verbreitet ist. Planeten mit etwa 1.9 bis 10 Erdmassen werden Supererden genannt, da sie sich, obwohl größer als die Erde, vermutlich viele grundlegende Eigenschaften der irdischen Zusammensetzung teilen und im Gegensatz zu den Gasriesen wie Jupiter stehen.
Ein Team, geleitet vom CfA-Astronomen David Charbonneau, hat in der Zeitschrift Nature vom 17. Dezember 2009 die Entdeckung einer nur etwa 40 Lichtjahre entfernt gelegenen Supererde bekannt gegeben. Das Team hat eine speziell konstruierte Anlage kleiner Teleskope eingesetzt, die mit anspruchsvollen Detektoren und intelligenter Software ausgerüstet ist, um nah gelegene, relativ kühle Sterne nach transitierenden Planeten abzusuchen (die Umlaufbahn eines solchen Planeten kreuzt von der Erde aus gesehen die Oberfläche des Sterns und schwächt dadurch das Licht des Sterns auf charakteristische Weise ab). Ein Teammitglied entdeckte einen schwachen Hinweis auf ein solches Ereignis in den Daten und nachfolgende Beobachtungen haben bestätigt, daß die Verringerung der empfangenen Lichtmenge von einer Supererde verursacht wurde.
Der neue Planet hat geschätzte 6.6 Erdmassen, einen veranschlagten Radius vom 2.68-fachen der Erde und umkreist seinen Stern in einer Entfernung, die nahezu 100-mal näher ist als die der Erde zur Sonne, was seine Oberfläche relativ heiß macht – überschlägig vermutlich 280° Celsius. Modelle lassen vermuten, daß solch eine Welt hauptsächlich aus heißem Wasser mit einer nur in Spuren anwesenden gasförmigen Atmosphäre aus Wasserstoff und Helium bestehen könnte. Die einzige andere bekannte Supererde ist kleiner und dichter, vermutlich hauptsächlich aus Gestein bestehend. Das neue Resultat deutet auf eine spektakuläre neue Situation für die Untersuchung extrasolarer Planeten und auf unsere Möglichkeit hin, die Eigenschaften erdähnlicher Planeten zu untersuchen.