Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Die Gravitation kann Gas und Staub in interstellaren Wolken zusammenziehen, bis das Material so dichte Klumpen formt, daß daraus Sterne entstehen. Wie dies abläuft und ob für alle Sterne die Vorgänge gleich sind oder nicht, ist höchst ungewiß. Astronomen haben diese Klumpen, die Sternwiegen, genannt „prästellare Kerne“, in dem Bemühen untersucht, diese Fragen aus der Welt zu schaffen. Aber gerade weil die Kerne bisher keine Sterne oder bestenfalls nur sehr junge Sterne enthalten, sind sie lichtschwach und schwer zu untersuchen.
Erik Rosolowsky und Phil Myers vom SAO haben gemeinsam mit vier weiteren Astronomen die erste objektive Erhebung von 200 prästellaren Kernen in drei relativ nahen Wolken aus Gas und Staub fertiggestellt. Sie kombinierten Beobachtungen einer Untersuchung aus dem Bereich der Millimeter-Wellenlängen mit ihren Infrarot-Aufnahmen vom Spitzer-Weltraum-Teleskop. Mit der erstgenannten Beobachtung ist man in der Lage, das dichte Material (dicht besagt in diesem Fall etwa 20.000 Moleküle pro Kubikzentimeter) zu ermitteln, während man mit der zweiten im Inneren der Klumpen nach etwaigen Hinweisen auf Wärme suchen kann; die Wärmestrahlung deutet auf die Anwesenheit eines jungen Sterns hin.
Die Resultate der Gruppe sind erstaunlich. So sind die Kerne ohne eingebettete Sterne nicht alle gleich, sondern kommen in wenigstens zwei Arten vor. In einer Wolke sind die Kerne in der Ausdehnung größer, besitzen aber die gleiche Masse wie die Kerne, die Sterne enthalten, während in einer anderen Wolke die Kerne kleiner und weniger Masse als die Kerne mit Sternen aufweisen. Vermutlich hat dies zur Folge, daß prästellare Kerne der zweiten Gruppe eines Tages kleinere Sterne hervorbringen. Noch bemerkenswerter ist die Mitteilung der Wissenschaftler, daß unter Berücksichtigung aller Fakten die Kerne ohne Sterne eine Verteilung der Massen aufweisen, die der Aufteilung der Massen der Sterne selbst auffallend ähnlich ist. Dieser Befund spricht sehr stark dafür, daß die Massen der Sterne durch die Kernmassen, aus denen sie sich bilden, festgelegt sind. Spätere Vorgänge, wie eine zufällige Fragmentierung, die stattfinden könnte, nachdem sich die Kerne entwickelt haben, sollen demzufolge keinen Einfluß ausüben.
Die Astronomen kommen zu einer weiteren wichtigen Schlußfolgerung. Da die Stichprobe etwa die gleiche Zahl prästellarer Kerne mit und ohne eingebetteten Stern aufweist, kommt das Team bei seiner Analyse zu dem Ergebnis, daß die Lebensspanne für beide Fälle (prästellarer Kerne mit und ohne eingebetteten Stern) vergleichbar sein sollte. Sobald sich ein Stern in einem Kern gebildet hat, bläst er das verbleibende umgebende Material fort und in wenigen Hunderttausend Jahren kommt er zum Vorschein; also müssen die prästellaren Kerne auch nur einige wenige Hunderttausend Jahre alt sein. Dies wiederum bedeutet, daß die letzten Phasen des eigentlichen „Geburtsprozesses“ nicht langsam und schrittweise ablaufen („quasi-statisch“ ist der technische Begriff), sondern daß er in rasanter Art auf die Geburt eines neuen Sterns zusteuert.