Die äußere Galaxis

Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff

Eine künstlerische Rekonstruktion der Milchstraße, die die Orte der verschiedenen Spiralarme zeigt. Astronomen haben massereiche junge Sterne entdeckt, die im äußeren Teil des Scutum-Centaurus-Arms entstehen, den äußersten Regionen der Galaxis.
NASA

Die Sonne befindet sich im Inneren einer der Spiralarme der Milchstraße, ungefähr zwei Drittel vom galaktischen Zentrum auf dem Weg zu den äußeren Regionen. Da wir uns innerhalb der Galaxis befinden, machen Sichttrübung durch Staub und das Durcheinander an Quellen entlang unserer Sichtlinie die Kartierung der Galaxis zu einem schwierigen Unterfangen. Astronomen vermuten, daß die Galaxis eine symmetrisch aufgebaute Spirale ist. Vor ungefähr zehn Jahren entdeckten die CfA-Astronomen Tom Dame und Pat Thaddeus durch Beobachtungen des Gases Kohlenmonoxid bei Millimeter-Wellenlängen symmetrische Bestandteile in den Spiralarmen tief im Inneren der Galaxis, was dem Modell des symmetrischen Aufbaus Unterstützung verlieh.

Die Galaxis ist nicht absolut eben. Sie besitzt eine geringe Krümmung, die es erlaubt, daß einige entfernte Strukturen, zumindest in Richtung der Sternbilder Scutum und Centaurus, deutlicher oberhalb eines Großteils des im Vordergrund liegenden Wirrwarrs zu sehen sind. Die gleichen CfA-Astronomen waren es 2011, die als erste eine großräumige Spiralstruktur innerhalb dieser fernen Krümmung entdeckten, die sie den „Äußeren Scutum-Centaurus-Arm (ÄSC)“ nannten. Spätere Untersuchungen wiesen dem ÄSC eine Entfernung vom galaktischen Zentrum von über vierzigtausend Lichtjahren zu; er scheint ein symmetrisches Gegenstück zu einem Spiralarm auf der gegenüberliegenden Seite, in Richtung des Sternbilds Perseus, zu sein.

CfA-Astronom Tom Dame hat sich einer Gruppe angeschlossen, um das Ausmaß der Bildung massereicher Sterne im ÄSC zu untersuchen; traurigerweise verstarb sein Kollege Pat Thaddeus Anfang des Jahres. Mittels Radiomessungen von ionisiertem Gas, das die energiereiche ultraviolette Strahlung massereicher junger Sterne wiedergibt, sowie die helle Strahlung von Masern, die mit heftiger Sternentstehung in Verbindung stehen, beobachteten die Wissenschaftler 140 mögliche Ziele und entdeckten Hinweise auf massereiche junge Sterne bei etwa sechzig Prozent dieser Ziele. Die Untersuchung zeigt, daß der ÄSC neue Sterne hervorbringt, bei denen einige an die vierzig Sonnenmassen besitzen. Diese Sterne und ihre dazugehörige ionisierte Nachbarschaft markieren, zumindest soweit wir es jetzt wissen, die äußere Grenze der Entstehung massereicher Sterne in der Milchstraße.

Literatur:

„High-mass Star Formation in the Outer Scutum–Centaurus Arm“

W. P. Armentrout, L. D. Anderson, Dana S. Balser, T. M. Bania, T. M. Dame, Trey V. Wenger

The Astrophysical Journal, 841:121 (13pp), 2017 June 1