Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Der Ursprung von Doppelsternsystemen ist lange eines der zentralen Probleme der Astronomie gewesen. Eine der Hauptfragen ist, wie die Sternmasse die Tendenz zu einem Mehrfachsystem beeinflußt. Es hat zahlreiche Untersuchungen von jungen Sternen in Molekülwolken auf der Suche nach Schwankungen in der Häufigkeit von Doppelsternsystemen in Abhängigkeit von der Sternmasse gegeben, aber da so viele andere Effekte das Ergebnis beeinflussen können, waren die Befunde nicht eindeutig gewesen. Diese verkomplizierenden Faktoren beinhalten dynamische Wechselwirkungen zwischen Sternen, die ein Mitglied eines Mehrfachsystems herausschleudern, oder umgekehrt unter den richtigen Begleitumständen einen vorbeifliegenden Stern einfangen können. Beispielsweise wurde bei einigen Untersuchungen festgestellt, daß jüngere Sterne eher in Paaren gefunden werden. Ein Streitpunkt bei vielen der früheren Beobachtungen war jedoch die geringe Zahl der untersuchten Objekte.
CfA-Astronomin Sarah Sadavoy und ihr Kollege Steven Stahler von der University of California verbanden Beobachtungen einer umfangreichen Radiowellen-Durchmusterung junger Sterne in der Perseuswolke mit Submillimeter-Beobachtungen des dichten Kernmaterials um diese Sterne, um vierundzwanzig Mehrfachsysteme zu identifizieren. Die Forscher konnten im Anschluß mit einer Submillimeter-Untersuchung die Staubkerne erkennen und beschreiben, in die die Sterne eingebettet sind. Sie entdeckten, daß die meisten eingebetteten Binärsysteme nahe den Zentren ihrer Staubkerne liegen, ein Anzeichen dafür, daß sie noch immer jung genug sind, um nicht davon gedriftet zu sein. Etwa die Hälfte der Doppelsternsysteme befindet sich in langgestreckten Kernstrukturen und die beiden Wissenschaftler schlossen daraus, daß die ursprünglichen Kerne ebenfalls langgezogene Strukturen waren. Nachdem sie ihre Entdeckungen nachgestellt haben, bringen sie vor, daß die wahrscheinlichsten Szenarien diejenigen sind, bei denen vorausgesagt wird, daß alle Sterne, ob einzeln oder doppelt, in weit auseinanderliegenden Systemen mit zwei Objekten entstehen, daß aber die meisten von diesen auseinanderbrechen – entweder wird eines der beiden Objekte herausgeschleudert oder der Kern selbst bricht auseinander. Einige Systeme können jedoch auch fester aneinander gebunden werden. Obschon andere Untersuchungen diese Idee ebenfalls vorgeschlagen haben, ist dies die erste Studie, die auf Beobachtungen sehr junger, immer noch eingebetteter Sterne beruht. Eine der wichtigsten Folgerungen dieser Arbeit besteht darin, daß jeder staubhaltige Kern vermutlich der Geburtsort von zwei Sternen ist und nicht, wie gewöhnlich im Modell nachgestellt, eines einzelnen Sterns. Dies bedeutet, daß wahrscheinlich doppelt so viele Sterne pro Kern gebildet werden als allgemein angenommen wird.
Literatur:
“Embedded Binaries and Their Dense Cores”
Sarah I. Sadavoy and Steven W. Stahler
Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 469, 3881–3900 (2017)