Weekly Science Update – Übersetzt von Harald Horneff
Sauerstoff ist offenkundig eines der Gase, das wir hier auf der Erde am wichtigsten nehmen und so ist es nicht überraschend, daß Astronomen über fünfzig Jahre versucht haben, seine Häufig-keit im Kosmos zu bestimmen. Sauerstoff läßt uns nicht nur atmen, vielmehr ist ein zentrales chemisches Element im Weltraum, das sich mit vielen anderen Elementen wie Kohlenstoff zu Molekülen wie dem CO (Kohlenmonoxid) verbindet, welches hilft, die Temperaturen von proto-stellaren Molekülwolken durch eine Vielzahl von thermodynamischen Prozessen zu regulieren. Überraschend ist die Tatsache, daß die Astronomen bis heute nicht viel von dem Sauerstoff im Weltraum finden können. Wenn die Menge an Sauerstoff auf der Erde (relativ zu den anderen Elementen) für seine kosmische Häufigkeit repräsentativ ist, und Wissenschaftler denken, daß dem so ist, dann sind große Mengen Sauerstoff irgendwo im All versteckt.
Gary Melnick, Astronom am SAO, ist Mitglied einer Gruppe von acht Astronomen, die mit dem Spitzer-Teleskop nach einem besonders vielversprechenden Speicher für „unsichtbaren“ Sauer-stoff suchten: feste Körnchen aus Kohlendioxideis (CO2). Die Wissenschaftler beobachteten im Sternbild Stier acht Sterne, die tief in kaltem Gas und Staub des interstellaren Mediums einge-bettet sind. Sie entdeckten das Absorptionssignal von Kohlendioxideis in allen acht Quellen und durch sorgfältiges Modellieren der Signalstärke ermittelten sie, daß etwa ein Viertel des ganzen Sauerstoffs im Weltall weder in Gestalt von atomarem noch molekularem Gas vorliegt, sondern in CO2-Eis gebunden ist. Sie stellten ebenfalls fest, daß weitere, ungefähr 30% des Sauerstoffs in interstellaren Staubteilchen (zum Beispiel Silikate) zu finden ist. Damit ist nach Aussage dieser Astronomen mehr als die Hälfte des im Kosmos vorhandenen Sauerstoffs in Feststoffen der einen oder anderen Form gebunden; weitere 10% liegen als Kohlenmonoxidgas (CO) vor. Damit ist der Verbleib von immer noch ungefähr 35% des erwarteten Sauerstoffs ungeklärt, aber die Wissenschaftler zeigen Möglichkeiten auf, mit deren Hilfe die zukünftige Forschung nach diesem segensreichsten aller Gase Ausschau halten kann.